Wie viel Airbnb erträgt eine Stadt?
Ab und zu ein Gästezimmer an Tourist:innen vermieten oder das eigene WG-Zimmer während eines Auslandsaufenthalts: Diese Ursprungserzählung der Plattform Airbnb, des Reiseunternehmens mit dem weltweit zweithöchsten Börsenwert nach der Buchungsplattform Booking.com, ist längst ein romantischer Mythos.
Eindrücklich zeigt das eine aktuelle Auswertung von Tsüri.ch, das regelmässig mit verdienstvollen Recherchen zum Zürcher Wohnungsmarkt auffällt. Demnach ist der jährliche Umsatz von 21,5 Millionen Franken, der in der Stadt Zürich mit Airbnb-Vermietungen erzielt wird, nämlich sehr ungleich verteilt. Die 666 (satanische Referenz zufällig) am häufigsten gebuchten der rund 2500 Airbnb-Unterkünfte in der Stadt erzielten 17,2 Millionen Franken, das sind achtzig Prozent des Gesamtumsatzes. Das Geschäft wird von kommerziellen Grossanbietern dominiert. Haben Sie schon einmal von Hitrental, Blueground, Novac Solutions GmbH oder Book a home AG gehört? Diese vier Firmen sind die geschäftigsten Anbieterinnen auf Airbnb in der Stadt. Sie vermieten alle auch Liegenschaften an anderen Orten, Blueground sogar weltweit.
Derweil schränken immer mehr Schweizer Städte das Geschäft von und über Airbnb ein. Im März wurde in Luzern die SP-Initiative «Wohnraum schützen – Airbnb regulieren» mit einem Ja-Anteil von 65 Prozent überraschend wuchtig angenommen. Der Sieg der SP gegen die Stadtregierung und sämtliche anderen Parteien inklusive der Grünen hat gezeigt, dass solche Einschränkungen in der Bevölkerung gut ankommen. Laut der neuen Regelung dürfen Wohnungen nicht mehr als neunzig Tage im Jahr an Kurzaufenthalter:innen vermietet werden.
Bereits seit 2018 gilt eine solche Neunzigtageregel in Genf, seit kurzem auch im Tessin. Wer eine Ferienwohnung mehr als neunzig Tage im Jahr vermieten will, muss sich als gewerbliche:r Vermieter:in registrieren. In Bern hat die Bevölkerung im Februar einer zeitlichen Begrenzung von Vermietungen in der Altstadt zugestimmt; auch in Basel und Zürich strebt die SP strengere Regulierungen an. Die Stadt Zürich hat bereits beschlossen, dass Airbnb-Wohnungen und Businessapartments nicht dem Mindestanteil an Wohnraum angerechnet werden dürfen; die Umsetzung wird derzeit durch eine juristische Einsprache von mehreren Vermietungsfirmen blockiert.
Für das Geschäft von Airbnb, das letztes Jahr bei einem Umsatz von 8,4 Milliarden Dollar einen Reingewinn von 1,9 Milliarden Dollar erzielt hat, werden starke Einschnitte erwartet. In der NZZ gab sich Kathrin Anselm, Chefin von Airbnb in der Region Deutschland, Österreich, Schweiz und Osteuropa, diesen Sommer aber betont flexibel und optimistisch. Mit neuen Regulierungen wie zuletzt in Luzern könne man gut umgehen, die Schweiz sehe man als Wachstumsmarkt. Bisher zu Recht: 2022 stieg hier sowohl die Zahl der Gastgeberinnen als auch jene der Gäste um dreissig Prozent