Klimakrise: Versicherungskonzerne müssen handeln
Eine grosse, mit Öl verschmierte Torte: Das erhielten die CEOs der grossen Versicherungskonzerne heute Nachmittag von Umweltaktivist:innen zum Geburtstag ihrer Branchenvereinigung Geneva Association. Die Versicherungsmanager:innen treffen sich im Zürcher Kongresshaus für einen zweitägigen Jubiläumsanlass, an dem unter anderem auch über «den Schutz des Planeten» geredet wird und zur Diskussion steht, wie eine klimaneutrale Wirtschaft erreicht werden könnte.
Die Versicherungen wissen um den Zustand des Planeten. Ihr Geschäft ist es, Risiken abzuschätzen. Und so geben sie viel Geld aus, um immer auf dem aktuellen Stand wissenschaftlicher Erkenntnisse zu sein. Schon vor fünfzig Jahren warnte das Rückversicherungsunternehmen Munich Re vor den Risiken des Klimawandels. Es sagte den Rückzug der Gletscher und Polkappen, das Schrumpfen der Seeflächen und den Anstieg der Temperaturen voraus.
Doch statt dass die Versicherungen ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachgekommen wären und die Versicherung klimaschädlicher fossiler Unternehmen zurückgefahren hätten, haben sie dieses Geschäft im Gegenteil jahrzehntelang ausgebaut. Dabei hätten sie doch eine grosse Macht: Kein Kraftwerk, keine Pipeline und keine Ölplattform könnte ohne Versicherung gebaut und betrieben werden. Das Risiko für die Besitzer:innen wäre viel zu hoch.
An der jetzigen Klimakrise tragen die Versicherer also eine grosse Mitschuld. Krass, dass sie es bislang dennoch meist schaffen, sich als die Guten darzustellen. Selbst bei den vermeintlichen Branchenführern in Sachen Nachhaltigkeit finden sich auch heute noch mehr als nur dunkle Flecken: Der grösste Schweizer Versicherer Zurich ist zum Beispiel weltweit die Nummer sechs beim Versichern von Anlagen zur Förderung von Öl und Gas (mehr dazu am Donnerstag in der WOZ). Und eine kürzlich durch Public Eye ermöglichte Recherche von Repórter Brasil zeigt, dass der grosse Rückversicherer Swiss Re in Brasilien zwischen 2016 und 2022 mindestens neunzehn Policen für Grossfarmen abgeschlossen hat, denen die Behörden illegale Abholzung nachgewiesen haben.
Die Versicherungsunternehmen sollten mit ihrer Heuchelei schleunigst aufhören. Sie müssen sich ihrer Mitverantwortung an der Klimakrise stellen und endlich aus dem fossilen Wahnsinn aussteigen. Freiwillig werden sie das allerdings kaum tun. Es braucht Druck: Nicht nur von Umweltaktivist:innen, sondern auch von den Kund:innen, die sich an fossilen Geschäften ihrer Versicherung stören.