13. AHV-Rente: Der allerletzte Zustupf

Der Abstimmungskampf um eine 13. AHV-Rente neigt sich dem Ende zu. Und ganz unabhängig vom Resultat kann man sich nur eines wünschen: dass endlich das Wort «Zustupf» wieder verschwinden möge. Denn welche Medien man auch immer zurate zog: Zustupf hier, Zustupf da, Zustupf überall!

«Profitieren würden Rentner, die gar keinen Zustupf nötig haben», wusste etwa eine Wirtschaftsprofessorin in der NZZ. «Statt Zustupf für alle braucht es jetzt echte Lösungen», forderte wiederum die Chefredaktorin des «Tages-Anzeigers». Auch der «Blick» verwendet den Helvetismus gerne.

Natürlich, die Schweizer Mundart neigt zum Diminutiv: zu den Bärgli und den Zwärgli. Auffällig viele Verkleinerungen und Verniedlichungen gibt es, wenn es ums Geld geht, sofern überhaupt darüber gesprochen wird: Quer durch alle Dialekte wimmelt es von Nötli und Räpplern, vom Batzen und eben vom Zustupf.

Warum bloss sind diese Begriffe derart beliebt? Vermutlich weil sie alle so harmlos, vertraut und gleichförmig klingen. Weil sie uns alle vereinen im Schweizer Kleinsein. Und weil sie damit – man traut sich kaum, das Wort hinzuschreiben – die Klassenverhältnisse in einem der reichsten Länder der Welt überdecken.

Eine 13. AHV-Rente würde schliesslich Einzelpersonen 1225 bis 2450 Franken pro Jahr mehr Rente bringen, Ehepaaren bis zu 3675 Franken. Für einige mag das tatsächlich nur ein «Zustupf» sein. Für viele ist es eine elementare Unterstützungsleistung.

So gesehen ist das Wort auch wieder ein nützlicher Indikator. Es sagt vor allem etwas aus über die Personen, die es verwenden.

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Kommentare

Kommentar von jklotz

Sa., 02.03.2024 - 08:44

Nun - "Eine 13. AHV-Rente würde schliesslich Einzelpersonen 1225 bis 2450 Franken pro Jahr mehr Rente bringen, Ehepaaren bis zu 3675 Franken." - schreiben Sie wohlgemut. Das wäre dann tatsächlich ein "Zustupf". Es geht aber bei vielen Menschen ums Überleben, und dann geht es - wie Sie richtig bemerken - nicht mehr um einen "Zustupf", sondern um je 12x mehr. Dann sind wir zwar immer noch beim Renteli, aber immerhin es bitzeli mehr. JK