Expats: Ausländer:innen deluxe!

Sie leben in einer Parallelgesellschaft. Sie wohnen, essen und trinken unter sich. Ihre Kinder besuchen andere Schulen. Sie wollen nicht Deutsch lernen. Sie kennen die hiesige Kultur und Tradition nicht und wollen nichts mit den Einheimischen zu tun haben. Sie verweigern sich der Integration: Willkommen in der fabelhaften Welt der gut verdienenden Expats!

Wieso sie in die Schweiz gekommen sind? Na, um Geld zu verdienen und um Steuern zu sparen. Einige von ihnen bezeichnen sich selbst gar als «tax refugees». Ich stelle mir das ziemlich schön vor, wenn man nicht vor Krieg oder Armut, sondern vor Steuern flüchtet. Vielleicht haben es alle Asylbewerber:innen bisher einfach falsch gemacht. Sie müssten «Steuern» als Fluchtgrund angeben, dann würden sie sofort eine Aufenthalts- und Arbeitsgenehmigung erhalten.

Fest steht: Wer so um die 20 000 Franken pro Monat verdient, muss beruflich irgendwas machen, das niemand versteht. Irgendwas mit Raketen, bei Google arbeiten oder an einem Laptop sitzen und Rohstoffe über Kontinente verschieben. Logisch ist eine Wohnung für 3800 Franken in Zug dann auch ein Schnäppchen.

Ganze Quartiere werden für sie aus dem Boden gestampft: Es scheint fast so, als wäre die gesamte Europaallee in Zürich für sie gebaut worden. Unsere Stadtregierung hat sich höchstpersönlich darum gekümmert, dass sie dort einen Arbeitsplatz finden, und erfolgreich um das Google Headquarter gebuhlt. 

Ja, die Politik mag Expats: Sie will schliesslich die hochqualifizierten Spitzenverdiener:innen, nicht die armen Schlucker, sogenannte Migrant:innen, die sowieso nur unser Sozialsystem plündern wollen. Expats sind anders, sie sind die guten Ausländer:innen, und deshalb geniessen sie Privilegien: Sie müssen kein Deutsch lernen, sie dürfen in Restaurants auch laut schreien, sodass alle anderen keine Konversationen mehr führen können. Solange es Englisch und nicht Arabisch ist, stört es auch nicht. Nicht einmal die Schweizer:innen weisen sie mit bösen Blicken zurecht, vor denen sich unsere Eltern stets gefürchtet haben.

Oh ja, den Expats gehört nicht nur unsere Stadt, sondern die Welt, denn sie sind «global nomads». Wer weiss, vielleicht sind sie morgen schon weg? Aber solange sie hier sind, sind sie Ausländer:innen deluxe. Same same but different.

An dieser Stelle lesen Sie immer freitags einen Text unserer Kolumnistin Migmar Dolma. Sie ist Gewerkschafterin, Vorstandsmitglied des postmigrantischen Thinktanks Institut Neue Schweiz und aktiv in der tibetischen Unabhängigkeitsbewegung. Dolma ist 32 Jahre alt und lebt in Zürich.