Sotomo-Studie: Lieber kein Arschloch!

Könnte die Liebe von Romeo und Julia ein Vorbild in polarisierten Zeiten sein? So fragte die «NZZ am Sonntag» anlässlich einer Sotomo-Studie, die herausfinden wollte, wie nah sich Heteropaare politisch in der Regel stehen (Spoiler: ziemlich nah). Die Antwort ist natürlich: nein. Schliesslich ist ein Crush nicht dasselbe wie eine dauerhafte Beziehung, und ausserdem waren die beiden nach fünf Tagen flammender Herzen tot.

Abgefragt wurden in der Studie Parteizugehörigkeit (SVPler:innen sind nicht sehr oft mit SPler:innen oder Grünen zusammen und umgekehrt), aber auch die «kulturelle Identität», die an Eigenschaften, «die exemplarisch für die gegenwärtigen Debatten» seien, festgemacht wird: «Fleischesser:in», «Patriotisch» oder «Traditionell», «Nicht-Flieger:in», «Feminist:in» oder «Woke». Die Teilnehmenden sollten sich selbst verorten und angeben, welche Eigenschaften ein:e mögliche:r Partner:in keinesfalls haben dürfe. Resultat: Insbesondere Konservative und speziell Männer können sich wenig Abweichungen vorstellen, 37 Prozent der Männer wollen keine Feministin, 45 Prozent keine «woke» Partnerin.

Warum dabei «woke» zu einer Kategorie der Selbst- und Fremdzuschreibung deklariert wurde, bleibt rätselhaft. Denn die traurige Nachricht dieser Umfrage ist ja bloss, dass der von rechts forcierte Kulturkampf verfängt: «Woke» ist zum Schimpfwort geworden, selbst viele Linke würden sich kaum mehr als «woke» bezeichnen (gemäss der Umfrage gerade einmal fünf Prozent aller Befragten). Über die beklagte Polarisierung braucht man sich da auch nicht mehr zu wundern, was der Studie allerdings keine Notiz wert ist. Dafür wird breitgetreten, dass junge Frauen sich tendenziell einen «feministisch» (definiert wird der Begriff nicht) eingestellten Partner wünschen – was möglicherweise auch nur heisst, dass der Auserwählte Gleichstellung nicht schlecht findet, Frauen als Menschen respektiert und vielleicht ein bisschen Hausarbeit übernimmt. Das hätte doch auch eine schönere Forschungsfrage nahegelegt: Warum immer weniger junge Frauen ein Arschloch zum Partner wollen.

Irgendeine andere Studie – so meinen wir uns zu erinnern – hat kürzlich ergeben: Viele Frauen wären heute lieber mit einem Bären zusammen als mit einem Mann.