Blätter fallen, Prämien steigen

Gut, gibt es in dieser chaotischen Welt noch Konstanten, auf die man sich verlassen kann: Sobald sich das Laub zu verfärben beginnt, wird nicht nur der Herbst und damit das Fallen der Blätter, sondern eben auch das Steigen unser aller Krankenkassenprämien angekündigt. Im Vorfeld dieses alljährlichen Naturereignisses dreht es sich inzwischen nur noch um die Frage, wie hoch denn der prozentuale Anstieg ausfallen wird. Das Ratespiel für Jung und Alt wurde auch dieses Mal in vertrauter Manier vom Bundesrat aufgelöst. Gesundheitsministerin Elisabeth Baume-Schneider verkündete letzte Woche den Wert für 2025: sechs Prozent!

Wie immer, so die Magistratin, seien die Gründe für den Anstieg komplex und vielschichtig. Was das konkret bedeutet, bleibt geheimnisvoll; als übliche Verdächtige werden einmal mehr steigende Kosten, medizinischer Fortschritt und die älter werdende Bevölkerung genannt. Dieses Jahr ist aus dem Mund der Bundesrätin auch ein mahnender Appell an die Bevölkerung ergangen, mit dem sie diese anweist, nicht zu viele Kosten zu verursachen. Will in etwa heissen: Wir sollen horrende Monatsprämien zahlen, dafür aber möglichst wenig Leistungen in Anspruch nehmen.

Und so lernen wir: Nicht etwa die überhöhten Medikamentenpreise, die exorbitanten Löhne der Chefärzt:innen, nein, auch nicht die Spitzentarife diverser Spezialist:innen oder die enormen Marketing- und Verwaltungskosten der zahllosen Krankenversicherungen sind die wahren Treiber der Kosten. Eine fundamental politische Angelegenheit, wie eben die Finanzierung der Gesundheitsinfrastruktur, wird mehr und mehr zu einem Problem erklärt, dessen Ursachen in individuellem Fehlverhalten wurzeln sollen.

Und so also wird die Erhöhung der Krankenkassenprämien hingenommen, als wäre sie ein unumstössliches Naturgesetz. Ja, es ist halt wieder Herbst.