Was mir Mut macht

Auch wenn die Rechten und Extremrechten auf dem Vormarsch sind – die bedrohlichsten Szenarien und die Krisen der Demokratie sollten nicht über unsere Erfolge hinwegtäuschen, auch nicht im Jahr 2024. Meine letzte Kolumne für die WOZ soll kein verkürzt-optimistischer Text sein, aber ein anerkennender.

Klar, Ende 2024 wird gefühlt alles schlimmer: die AfD als Gewinnerin der ostdeutschen Landtagswahlen, die Wiederwahl Trumps, angekündigte Neuwahlen in Deutschland, Kriege in Gaza, der Ukraine oder im Kongo. Überall brennts, und in vielen von uns brennt es auch – weil wir Aktivist:innen uns überfordert, ohnmächtig oder ausgelaugt fühlen. Die Klimakrise und die Last, die bei all dem Geflüchtete, Bürgergeldempfänger:innen oder queere Menschen tragen müssen, kommen noch dazu.

Doch 2024 hat mir auch Mut gemacht – mit den millionenfach besuchten Massenprotesten nach den Recherchen über Deportationspläne der AfD; mit den zahlreichen bedrohten, aber dennoch stattfindenden CSDs im ländlichen Ostdeutschland; mit der Widerstandsfähigkeit einer breiten antifaschistischen Bewegung. Doch um es klar zu machen: Da geht mehr, und da muss mehr gehen. Aber ich habe das Gefühl, dass wir, beispielsweise in Sachsen, so gut vernetzt und organisiert sind wie lange nicht mehr.

All die einschneidenden negativen Ereignisse haben uns die vielen kleinen Teilerfolge nicht nehmen können. Und daran können wir anknüpfen: an unsere Vernetzung, unsere Proteste und an unsere Solidarität. Dabei müssen wir manchmal unbequemer werden, noch stärker die Anliegen der Leute vor Ort adressieren und unsere eigenen Grabenkämpfe – zumindest dann, wenns gegen Faschos geht – ruhen lassen. Ich für meinen Teil bleibe der Sache treu und bedanke mich fürs Lesen! Bleiben Sie bitte weiter informiert über Stimmen und Kräfte, die den Rechten in Ostdeutschland Tag für Tag Einhalt gebieten.

Zwei Monate lang schrieb Jakob Springfeld (22) an dieser Stelle über seine Lebensrealität als antifaschistischer Aktivist in Sachsen. Der Autor des Buches «Jung, ostdeutsch, gegen Rechts» hat hier jeweils freitags einen Text publiziert. Zum Jahresende endet auch seine Zeit als Onlinekolumnist. Wir danken Jakob herzlich für seine Arbeit!