Worldline: Kurssturz nach Grossrecherche

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Dieser internationale Effort hat seine Wirkung nicht verfehlt: Kaum waren die Ergebnisse der «Dirty Payments»-Recherche Mitte letzter Woche publiziert, sackte der Börsenwert von Worldline, dem zweitgrössten Zahlungs- und Transaktionsdienstleister Europas, um satte vierzig Prozent ab – und zwar innerhalb eines einzigen Tages. Die WOZ hatte gemeinsam mit zwanzig internationalen Partnermedien unter der Koordination des Netzwerks European Investigative Collaborations (EIC) die fragwürdigen Geschäfte des Konzerns mit Sitz in Frankreich aufgedeckt. Nebst unethischen Geschäftspraktiken kann diesem auch die Missachtung der Vorschriften zur Bekämpfung der Geldwäscherei in mehreren Ländern vorgeworfen werden.

In Deutschland wurde die Tochterfirma Payone bereits 2023 wegen Verstössen gegen Betrugs- und Geldwäschereiregeln gebüsst. Am Freitag nun hat auch die Brüsseler Staatsanwaltschaft ein Verfahren gegen die belgische Niederlassung eingeleitet. In Schweden reagierte die Finanzaufsicht mit einer Vorladung des dortigen CEOs auf die Enthüllungen – eine offizielle Untersuchung ist nicht ausgeschlossen.

Bereits im Herbst 2023 ist der Worldline-Kurs abrupt um 59 Prozent abgestürzt – es war der heftigste Tagesverlust in der Geschichte des französischen Leitindex CAC 40. Die Konzernführung schob das Debakel damals auf ein «deutlich schwierigeres makroökonomisches Umfeld». Heute aber ist klar: Das war gelogen. Die Aufsichtsbehörden in Belgien und Deutschland hatten den Finanzriesen damals gezwungen, die Geschäftsbeziehungen zu einem Grossteil seiner «schmutzigen», aber äusserst profitablen Kunden zu kappen. Das riss ein gewaltiges Loch in die Bilanz – und zwang den Konzern zu einer Korrektur der Gewinnprognose, was den rekordhohen Kurssturz zur Folge hatte.

Seit dem Kurshöchststand 2021 hat die Worldline-Aktie mittlerweile rund 95 Prozent ihres Wertes eingebüsst. Besonders schmerzhaft ist das für die Schweizer Börsenbetreiberin SIX Group, die mit einem Anteil von 10,5 Prozent die grösste Einzelaktionärin des Konzerns ist. Es ist kaum zu erwarten, dass die nächsten Kapitel in dieser Affäre dem Aktienkurs besser bekommen werden.

Nachtrag zum Artikel «Der skrupellose Gigant» in der WOZ Nr. 26/25.