Christian Lindner sorgt sich

Da kann ich gar nicht hinsehen – was machen die denn da? Sind die dort jetzt alle verrückt geworden? Wie soll ich denn nach diesem Desaster noch in irgendeinem Bundesland sagen: «Wir stehen fest an der Seite unserer Freunde!»?

Letzte Woche bin ich noch extra durch all diese Käffer getingelt – Osnabrück, Celle und wie sie alle heissen – und hab mich heiser gebrüllt: Schulter an Schulter kämpfen wir mit unseren Wählerinnen und Wählern in Niedersachsen. Haha – das war der totale Schuss in den Ofen oder besser: der Schuss ins Kernkraftwerk. Dauernd haben sie dort vor der Wahl beteuert, dass sie auch für längere Laufzeiten sind, aber gewählt haben sie die FDP jetzt trotzdem nicht, die Trottel.

Und diese Zicke vom ZDF – fragt die mich doch mit so einem Unterton, ob das jetzt die Quittung sei für die Politik der Ampel in Berlin. Den Unterton hat sie natürlich geleugnet, aber der war da! Natürlich baut die Ampel einen Mist nach dem andern, aber sicher nicht wegen mir! Die Union hat die ganze Zeit Wahlkampf gegen die FDP gemacht und nicht gegen die Grünen und die SPD. Auf diesen unfähigen Haufen ist überhaupt kein Verlass mehr.

Wir haben mit den Linken und Grünen wahrhaftig nichts gemeinsam, das Blöde ist bloss, dass die Wählerschaft jetzt denkt, es wäre so. Auf irgendwas muss man sich ja schliesslich immer einigen in so einer Koalition. Dass mit Scholz und Habeck nicht mehr viel Liberales und Freiheitliches übrig bleibt, kann man sich ja denken. Es ist zum Kotzen.

Mein Führungsanspruch ist nach wie vor, Schaden von unserem Land abzuwenden. Ich habe mich aus staatspolitischer Verantwortung entschlossen, die Ampelkoalition zu unterstützen – aber der Preis, den wir für diesen Einsatz zahlen, ist verdammt hoch. Der Habeck schmeisst das Geld raus, als hätten wir einen goldscheissenden Esel in Berlin, und alles fällt auf mich zurück. Der hätte wohl gern, dass ich wieder sage: «Lieber gar nicht regieren als falsch regieren», aber da kann er lange warten – ich bleibe!

FDP-Chef Christian Lindner verfolgte die niedersächsische Wahl im Fernsehen. Qualle Aurelia, die im «Zoo» auf woz.ch aus fremden Köpfen berichtet, hatte Einblick in die Gedanken des deutschen Finanzministers.