Guido Tognoni: Gemeines Politmarketing

Gopfridstutz – heute Abend hätte ich mir weiss Gott was Schöneres vorstellen können, als mich stundenlang mit diesem Fabio Molina rumärgern zu müssen. Der Typ ist einfach eine moralisierende Nervensäge. Um Menschenrechte in Katar sollte es gehen, aber was kam dabei raus? Das übliche Katarbashing!

Ich hab dort gelebt, ich weiss, wies dort ist. Das ist ein gut regierter Staat, dort können sie die Türen vom Haus offen lassen – nicht so wie bei uns –, da wird nichts geklaut, es ist sicher. Das ewige Gejammere, dort würden die Menschenrechte nicht eingehalten, ich kanns nicht mehr hören. Die Schweiz hat 700 Jahre gebraucht, bis die Frauen stimmen und wählen durften. Die Frau vom Emir hat für die Frauen von Katar schneller mehr gemacht als die gesamte Frauenbewegung bei uns. Und auch in Katar gibts gute Bauarbeiterunterkünfte. Auf der Gotthardbaustelle finden Sie auch ein paar Arbeiter, die nicht glücklich sind. Das ist überall so.

Katar hat in 25 Jahren eine derartige Blitzentwicklung hingelegt – da kann man doch nicht verlangen, dass die mit den Menschenrechten genauso weit sind wie wir! Die Väter von den Leuten, die jetzt am Drücker sind, waren Perlentaucher, Geisshirten und Fischer, da ist ein Kulturschock passiert – wir haben unsere Probleme mit den Homosexuellen ja auch nach wie vor. Und mit den LBQTXYZ oder was das ist, sind wir auch nicht auf dem Niveau, das wir gerne hätten.

Katar kann doch nichts dafür, dass die Fifa die Furzidee hatte, dorthin eine Weltmeisterschaft zu vergeben – das hatte auch besondere Hintergründe. Aber jetzt wird eine miese Stimmungsmache betrieben gegen das kleine Land. Das ist nicht korrekt, sondern unseriös und einfach nur gemeines Politmarketing, das die NGOs machen auf Kosten von einem Land, das sich nicht wehren kann – Empörungsbewirtschaftung à la Amnesty International. In Katar werden Oppositionelle schliesslich nicht in fremden Botschaften zerstückelt wie bei den Saudis. Aber die sind ja jetzt unsere grossen Freunde und müssen die Credit Suisse retten.

Ich werde jedes Spiel mit einem Glas Wein vor dem Fernseher geniessen!

Guido Tognoni, ehemaliger Fifa-Kadermann, war nach der Korruptionsaffäre 2015 in den Medien omnipräsent. Inzwischen wurde es etwas ruhiger um ihn. Qualle Aurelia konnte Guido Tognonis Gedanken einfangen, als er am Montag erschöpft das Studio von Tele Züri verliess.