Der Bonze ist ne Umweltsau

Anfang der Woche kursierte eine Meldung, die nur kurz und viel zu wenig Aufmerksamkeit erhielt, schliesslich konnte man mal wieder ordentlich Klassenhass pumpen. Einer Studie zufolge ist ein einzelner Milliardär für genauso viele klimaschädliche Emissionen verantwortlich wie eine Million Durchschnittspersonen aus den unteren neunzig Prozent der Weltbevölkerung. Oder auch: Der CO2-Fussabdruck 125 Superreicher entspricht dem von ganz Frankreich – aufgepasst, Sibylle Berg, das ist doch schöner Stoff für den nächsten dystopischen Roman!

Wäre dieses krasse Missverhältnis nicht so vielsagend für den elenden Zustand dieser Welt, man müsste fast anerkennend sagen: So eine Umweltsau sein wie ein Bonze, das muss man erst mal hinkriegen.

Veröffentlicht hat die Zahlen die Hilfsorganisation Oxfam anlässlich der Weltklimakonferenz in Scharm el-Scheich. Die Studie «Carbon Billionaires» beleuchtet die Investitionstätigkeit der reichsten Menschen der Welt. Milliardär:innen jetten nämlich nicht nur gerne mit ihren Privatflugzeugen und Jachten durch die Gegend, sondern sie legen ihr Kapital auch in klimaschädlichen Industrien an. Nur ein einziger aus der untersuchten Gruppe hatte auch ein Unternehmen im Portfolio, das im Bereich erneuerbarer Energien wirtschaftet.

Nun könnte man argumentieren, dass Superreiche logischerweise für viel mehr Emissionen verantwortlich sind, da ihr Anteil an der allgemeinen Wirtschaftsleistung naturgemäss viel grösser ist als derjenige von Mona Normalverbraucherin. Aber: Gegenüber Menschen mit niedrigem oder mittlerem Einkommen haben die Reichen in viel höherem Masse die Möglichkeit, zu wählen, was sie mit ihrem Geld machen. Eine Arbeiterin aus einer Gegend, in der es keinen oder nur einen schlecht ausgebauten öffentlichen Nahverkehr gibt, hat faktisch nicht die Option, auf ein Auto zu verzichten, weil sie ja irgendwie in ihren Betrieb kommen muss. Ein Milliardär aber könnte sich auch gegen eine renditeträchtige Investition in einen Mineralöl- oder Zementkonzern entscheiden. Tut er nur meistens nicht.

Oxfam fordert deswegen unter anderem eine wesentlich stärkere Besteuerung Superreicher. «Tax the rich» ist das Mindeste. Ausserdem gibts ja noch die direkte Aktion: Vor ein paar Tagen blockierten Klimaaktivist:innen Privatjets am Flughafen Amsterdam. So bitte weitermachen!

Mona Molotov ist die meinungsstärkste Möwe des Landes. Sie schreibt regelmässig im «Zoo» auf woz.ch.