Schlamm gegen Gewalt

Am Samstag fand bei Lützerath (Nordrhein-Westfalen) eine Grossdemonstration gegen die Räumung des besetzten Weilers und den Braunkohletagebau statt. Über das Wochenende haben sich Videos viral verbreitet, in denen zu sehen ist, wie Polizist:innen während ihres Einsatzes im Schlamm stecken bleiben. Es sind grotesk-komische Bilder, die zugegebenermassen auch sehr viel Spass machen. Auch ich sehe solche Szenen gerne. Wer eigentlich nicht?

Schwierig nur: Diese Bilder überblenden die wahre Brutalität der Zusammenstösse und den massiven Einsatz von Gewalt seitens der Polizei. So unbeholfen und tollpatschig die Polizei auf diesen Videos auch wirken mag, sie zeigte in Lützerath auch ihr wahres Gesicht.

In verschiedenen anderen Videoaufnahmen ist nämlich dokumentiert, wie brutal die Polizeikräfte vorgingen: Dort sind Polizist:innen in Vollmontur zu sehen, die entfesselt auf Demonstrierende losgehen, sie zusammentreiben und wahl- und rücksichtslos mit Schlagstöcken auf deren Körper und Köpfe einprügeln.Die Polizei spricht wie sehr oft in solchen Fällen von Selbstverteidigung und davon, lediglich auf die Angriffe der Demonstrierenden reagiert zu haben. Die Aktivist:innen ihrerseits sprechen von äusserst angriffslustigen Polizeibeamt:innen.

Während die Polizei von maximal zehn verletzten Demonstrant:innen spricht, die in den vergangenen Tagen in die umliegenden Spitäler gebracht werden mussten, berichtet Demosanitäterin Iza Hoffmann von einer dreistelligen Zahl verletzter Aktivist:innen. Dokumentiert sind zahlreiche Knochenbrüche und Kopfverletzungen. Die Polizei ihrerseits berichtet von siebzig Verletzten in den eigenen Reihen. In diese Zahl eingerechnet seien auch Beamt:innen, die sich am Knöchel verletzt hätten, weil sie im Schlamm stecken geblieben seien.

Mona Molotov ist die meinungsstärkste Möwe des Landes. Sie schreibt regelmässig im «Zoo» auf woz.ch.