Aloha, ihr Totgesagten!

Wie lebendig muss etwas eigentlich mal gewesen sein, damit es so oft sterben kann? Wobei, das mit der Lebendigkeit ist beim Punk ja kompliziert, einer seiner wichtigsten Protagonisten nannte sich schliesslich Johnny Rotten – verfaulter Johannes.

Wie auch immer, es steht wieder so ein Ereignis an, bei dem man sich halt solche Fragen stellt. John Lydon alias Johnny Rotten, einst Sänger der monumentalen Sex Pistols, Rock and Roll Hall of Fame und so weiter, will für Irland am Eurovision Song Contest antreten. Die Ausscheidung findet erst noch statt, aber ich persönlich würde ihn sofort nehmen, wenn ich die Ir:innen wäre, bei dieser Show zählt neben nationalistischen Sympathien ja vor allem, ob du ein schräger Vogel bist.

Den Song dafür hat Rotten mit seiner Postpunkband Public Image Ltd bereits veröffentlicht. Er heisst «Hawaii» und ist ziemlich schlecht, aber nicht auf eine gute Art und Weise. Er beginnt mit Getrommel und einer verhangenen Gitarre, man hört schon den Wind in den Palmen, ein bisschen melancholisch ist es auch. Rotten singt: «Wir sind hier, du und ich.» Natürlich, wer fliegt schon allein nach Hawaii. Und dann der Refrain, mit diesem einen hawaiianischen Wort, das wirklich noch jeder Trottel kennt: «Aloha / Well, hello there / Aloha, Hawaii». Und beim Wort «Hawaii» müssen Sie sich den Chor und das lange «iiiii» noch dazudenken.

Aber nein, so gemein darf ich nicht sein, ich bin doch keine Musikkritikerin! Rotten hat seinen Song schliesslich als Liebesbrief an seine Frau geschrieben, die an Alzheimer erkrankt ist und von ihm gepflegt wird. Laut dem Antifolker Jeffrey Lewis und seiner «History of Punk on the Lower East Side Of NYC 1950-1975» war es mit dem Punk sowieso bereits vorbei, als das Ganze nach England rüberschwappte oder genauer von Johnny Rotten und Co. geklaut wurde. Spielt also alles nicht so eine Rolle. 

Mir persönlich ist das mit dem toten Punk sowieso egal, in meiner Lieblingsbesetzten werden sie dieses Zeugs selbst dann noch weiterrumpeln und dazu Dosenbier trinken und über den Staat wettern, wenn der ganze Rest der Popkultur schon von künstlichen Intelligenzen bestritten wird.
Mona Molotov ist die meinungsstärkste Möwe des Landes. Sie schreibt regelmässig im «Zoo» auf woz.ch.