Und wer bezahlt die Klimakatastrophe?

Der Kampf geht weiter: In Lützerath trafen sich am Wochenende einige Hundert Leute zum Dorfspaziergang – noch ist dort die Braunkohle im Boden, Protest also weiterhin geboten. In Düsseldorf kackte derweil ein Aktivist vor die Zentrale der Grünen in Nordrhein-Westfalen, was die natürlich ziemlich triggerte («eine Absage an Demokratie und Menschenrechte»), aber das Kompromisslertum dieser Partei gut auf den Punkt beziehungsweise Haufen brachte.

Weniger witzig war das, was vonseiten RWE zu hören war, also des Energiekonzerns, der an die Kohle unter Lützerath ranwill und für den deswegen die Polizei das Protestcamp im Weiler rabiat räumte: Das Unternehmen kündigte an, Ak­ti­vist:in­nen auch finanziell in die Mangel zu nehmen. «Natürlich müssen alle Störer mit einer Schadenersatzforderung rechnen», liess ein Konzernsprecher wissen. Zuvor hat RWE bereits angekündigt, eine Person, die sich 2021 an Gleise zum nahe bei Lützerath gelegenen Kohlekraftwerk Neurath gekettet hatte, auf Schadenersatz in Höhe von 1,4 Millionen Euro zu verklagen – wegen der Aktion musste das Kraftwerk zwischenzeitlich heruntergefahren werden. Nachdem also erst die Exekutive den Widerstand gegen den Konzern weggeknüppelt hat, soll nun die Justiz nachlegen.

Energiekonzerne wie RWE sollten besser vorsichtig sein, was Schadenersatz angeht. Was ist eigentlich mit den Kosten, die die vom Kapital befeuerte Klimakatastrophe mit sich bringt? Der Kapitalismus hat den Geburtsfehler, dass zwar Arbeit entlohnt und Maschinen bezahlt sein wollen, die Natur aber gratis zur Profiterwirtschaftung zur Verfügung steht – daran haben alle Regulierungen bislang nur wenig geändert. Wie wäre sonst zu erklären, dass ein Konzern wie RWE, der munter im rheinischen Braunkohlerevier, der grössten CO2-Quelle Europas, die Landschaft zerstört und Treibhausgase in die Atmosphäre bläst, im vergangenen Jahr Rekordgewinne in Milliardenhöhe vermelden durfte?

Politisch wäre eigentlich die Vergesellschaftung der Energieversorgung zu fordern: Läge diese in unserer Hand, dann könnten wir selbst bestimmen, auf welchem Weg wir Energie gewinnen wollen und wie viel wir wofür brauchen. Ganz ohne «Sachzwang» zu beschissenen Kompromissen mit renditegeilen Konzernen.

Mona Molotov ist die meinungsstärkste Möwe des Landes. Sie schreibt regelmässig im «Zoo» auf woz.ch.