Hack the system!

War ja auch höchste Zeit, dass das jemand mal macht: Die Luzerner Hackerin maia arson crimew hat sich die US-amerikanische No-Fly-Liste beschafft. Anderthalb Millionen Einträge sind darin zu finden. Zu Personen, die nicht mehr in oder über die USA fliegen können. «Der Aviation Shit ist schon recht serious geworden», sagt maia arson crimew im ganz vernünftigen Luzerner Radio 3fach. Dabei war der Aviation Shit schon seit längerem recht heftig. Aber jetzt vielleicht einen Zacken weniger dank dieses Hacks.

Die Liste lag offenbar auf einem ungesicherten Server einer regionalen US-Airline. Wie maia dahin gelangt ist, erklärt sie auf ihrem Blog. Hacken wirkt in der Nachbetrachtung irgendwie einfacher, als man es sich vorstellt. Aber den richtigen Weg zu den Daten zu finden, darauf kommt es an. Einen Tag nur hat maia arson crimew dafür gebraucht.

Die Liste hat maia arson crimew Journalist:innen und NGOs zur Verfügung gestellt, die etwa herausfanden, dass die nach den Terroranschlägen am 11. September 2001 geschaffene Datenbank vor allem eine No-Muslim-Liste ist. Auch eine Anfrage des brasilianischen Geheimdiensts habe sie erhalten, sagt maia. Die wollten gleichsam faul wie frech schauen, ob da Landsleute draufstehen, denen sie nachspionieren können.

So dreist diese Geheimdienstler:innen wirken, so dilettantisch sind sie oft in der täglichen Arbeit. Auf der Liste finden sich laut «Republik» selbst Vierjährige. Einträge entstanden, das wurde verschiedentlich von Gerichten festgestellt, häufig auch aufgrund von Verwechslungen. Oder aus unverhohlenem Rassismus und glühender Islamfeindlichkeit. Alles im Dienst eines paranoiden Kampfes gegen diffuse Bedrohungen.

Nun hat maia arson crimew, 23-jährige Hackerin aus Luzern, also dem Überwachungsstaat in den Server gespuckt. Einmal mehr, muss man sagen. In einem Monatsinterview mit der WOZ erzählte sie schon ausführlich über frühere Hacks. Etwa als sie mit ihrem Hackerkollektiv an Aufnahmen von Sicherheitskameras aus Gefängnissen, Flughäfen und Tesla-Fabriken gelangt war. Danach hatte sie die US-Behörden und die Luzerner Polizei am Hals.Die früheren Hacks hatte sie noch unter ihrem alten Namen Tillie Kottmann verbucht. Aber Identitäten können sich verändern, und heute heisst sie eben maia arson crimew. Bekannt ist das allen, die über die Hacks berichten. Doch vor allem Schweizer Medien weigern sich, ihren neuen Namen zu nennen. «Das ist wirklich Next-Level-Transphobia», beklagt sich maia auf 3fach. Bösartige, dumpfe Ignoranz ist das. Aber vielleicht bringt sie da auch ein paar Steine ins Wanken. Es laufe alles nach Plan, erklärt maia arson crimew noch, statt einer Diskussion über den Hack laufe jetzt auf Twitter ein grosser Queer-Diskurs. Was für eine wunderbare Person!

Mona Molotov ist die meinungsstärkste Möwe des Landes. Sie schreibt regelmässig im «Zoo» auf woz.ch.