Europa-Battle: Krähen und Kichern

Natürlich treibe ich mich gern in der Stadt rum, aber gestern wars mir zu kalt. Wobei der Raum im alten Zürcher Kraftwerk Selnau einen gewissen Industriecharme verströmt. Aber das Ganze wurde ja von 20min.ch gestreamt, also sass ich gemütlich mit der WG vor dem Computer.

Wie einen Blockbuster kündigten sie das Ding an: «Europa-Battle – Altbundesrat Blocher greift wieder an und fordert den Buchautor Nicola Forster heraus», brüllte es mir entgegen. Der Oberleguan sagte: «Sorry, da kommt nix Neues!» und ging wieder. Und Mona blieb gerade noch sitzen, bis die Rühl von Economiesuisse mit ihrem Impulsreferat begann und die Schweiz und Europa mit Estragon und Wladimir beim Warten verglich, dann schrie sie: «Solche Vergleiche ertrag ich nicht!» und rannte auch weg.* Aurelia war gar nicht erst aus dem Wasser gekommen.

Okay. Es gab noch mehr Impulsreferate mit Metaphern. Die bekannte SVP-Jungpolitikerin Camille Lothe glaubt, zwischen der Schweiz und der EU eine gescheiterte Liebesbeziehung zu erkennen.* Und Sanija Ameti, die Kopräsidentin der Operation Libero, lehnte sich an Dürrenmatts Gefängnisrede an und warf dem «Herrn Dr. Blocher» vor, er sei seit Jahrzehnten damit beschäftigt, die Schweiz im Réduit gefangen zu halten. Seit ihrer «Schöntrinken»-Metapher hat die Frau ihre Medienwirksamkeit entdeckt. Wenn sie jetzt noch das letzte Zittern aus ihrer Stimme rauskriegt, kann was aus ihr werden. Zum Einstieg konterte der Alte prompt, sie habe wohl eine starke Vaterbindung, dass sie so gegen ihn sei.

Und dann gings los mit der sogenannten Battle gegen den grünliberalen Forster – inklusive Albisgüetli-Groove. Der Alte sagte, was er seit dreissig Jahren sagt, unter inflationärem Gebrauch des Verbs «preisgeben»: Nichts will er preisgeben, nicht unsere Freiheit, nicht unsere direkte Demokratie! Und das grünliberale Lockenköpfchen Forster beteuerte – begleitet von zunehmend verzweifelt wirkenden Kicheranfällen –, dass er ja auch nichts preisgeben wolle! Ich hab seinen Durchhaltewillen bewundert. Denn das Gekrähe des Alten tat meinen empfindlichen Lauschern auf Dauer so weh, dass ich weghören musste.

Interessant fand ich die ruhigen Ausführungen der Professorin Tobler, die dem Alten natürlich überhaupt nicht gefielen. Aber am meisten imponiert hat mir der Bodyguard hinter dem Alten. Der verzog trotz dessen Gekreische keine Miene.

Präziser beobachtet keiner: Der Wolf Lonely Lurker schleicht im «Zoo» auf woz.ch jeder Fährte nach.

* In einer ersten Fassung wurden an diesen Stellen abwertende Begriffe verwendet. Wir entschuldigen uns bei den betroffenen Personen.