#SystemChange und #Polizeiproblem

«Es gibt keinen grünen Kapitalismus», steht auf einem der Transparente, gegen das die Robocops aus nächster Nähe Gummigeschosse ballern: Die Videos, die zurzeit von der «revolutionären Klimademo» im Netz kursieren, zeigen eine entschlossene Demonstration, die sich laut SRF am vergangenen Samstagnachmittag einem polizeilichen Absperrband widersetzte, um in die Basler Innenstadt zu gelangen – und die heftige Reaktion der Polizei.

«Gummischrot aus kurzer Distanz auf Kopfhöhe bei einer Demonstration gegen die Klimakrise gestern in Basel», twitterte das Politbündnis «3 Rosen ohne Grenzen» am Sonntag. «Von den Sanis sind mehrere Platzwunden und Hirnerschütterungen behandelt worden. Zum Glück trugen viele Schutzbrillen #Polizeiproblem».

In Basel so weit nichts Neues: Bereits beim antifaschistischen Protest «Basel Nazifrei», der sich 2018 gegen eine Kundgebung der rechtsextremen Pnos richtete, feuerte die Polizei aus kürzester Distanz und teils auf Kopfhöhe Gummischrot ab. Das Resultat: mehrere Gesichtsverletzungen und mindestens ein junger Mann mit bleibenden Schäden an einem Auge.

Und das Polizeiproblem beschränkt sich bekanntlich nicht auf Basel: Mindestens einmal pro Jahr wird in der Schweiz ein Mensch von einem Gummigeschoss schwer verletzt, wie eine Recherche der «Republik» zeigt. Trotzdem setze die Polizei oft und erstaunlich breit auf das umstrittene Einsatzmittel. «Kritik daran gibt es kaum. Anders als früher», bilanziert das Onlinemagazin.

Auch nach der Basler Klimademo würgte die polizeiliche PR-Maschine allfällige Kritik am Einsatz schnell ab, die postwendend publizierte Pressemitteilung gleicht eher einem Gegenangriff, bürgerliche Politiker:innen bauschten mit auf – gar von «Klimaterroristen» ist nun die Rede.

Die aufgeheizte Debatte wirkt fast so, als hätten hier einige mehr Angst vor ein paar Klimademonstrant:innen als vor der Klimakrise selbst. «Wir lassen uns nicht einschüchtern», schreibt derweil das Revolutionäre Klimakollektiv, das die Demonstration organisiert hatte, in einem kurzen Communiqué.

Das zeigte sich auch am Samstag: Nach dem Vorfall mit der Polizei hat sich der Umzug gemäss Medienberichten neu formiert und kurzerhand eine andere Route gewählt – fernab von den samstags gut besuchten Konsumtempeln. Denn eins steht fest: Einen grünen Kapitalismus, das wird es nicht geben.

Mona Molotov ist die meinungsstärkste Möwe des Landes. Sie schreibt regelmässig im «Zoo» auf woz.ch.