Mehr Geld für Kitas: Ein Segen auch für die Wirtschaft

Also doch. Oder besser gesagt: endlich. Am Mittwoch ist der Nationalrat dem Vorschlag der Bildungskommission gefolgt und hat sich für eine deutliche Erhöhung der Bundesbeiträge an die familienexterne Kinderbetreuung ausgesprochen. Statt 20 Millionen Franken sollen der Bund 710 Millionen Franken pro Jahr dafür bereitstellen. Das Ziel: Die externe Kinderbetreuung soll im Schnitt um zwanzig Prozent günstiger werden – womit sie im Vergleich mit anderen Ländern immer noch recht teuer sein wird.

Als Oberleguan, der selbst keinen Nachwuchs hat, um in Ruhe über die Welt nachdenken zu können, habe ich mich natürlich gefragt, wie das in einem bürgerlich dominierten Rat in unserem familienpolitisch doch eher konservativen Land möglich wurde. Nun, neben der Linken haben auch die GLP- sowie ein Teil der Mitte-Vertreter:innen dem Vorschlag zugestimmt. Wer nun aber meint, im grünsozialliberalen Cluster des Bundeshauses sei plötzlich eine quasi-sozialdemokratische Staatsgläubigkeit ausgebrochen, irrt: Die bürgerlichen Befürworter:innen eines staatlichen Ausbaus der externen Kinderbetreuung folgen mindestens so sehr einer überaus wirtschaftsfreundlichen Argumentationslinie, wie sie im vergangenen Jahr bereits Valentin Vogt, der Präsident des Arbeitgeberverbands formulierte. Kurzum: Der Arbeitgeberverband sieht in einem staatlich besser finanzierten Kita-System ein taugliches Mittel im Kampf gegen den sogenannten Fachkräftemangel.

Was lehrt uns die Geschichte? Bis selbst Bürgerliche einsehen, dass ein gut ausgebauter Service public letztlich allen dient, muss sich eine Krise derart ausweiten, dass selbst libertäre Geister verzweifelt nach dem Staat rufen. Dabei hätte schon vor Jahren ein Blick in andere Länder gereicht, um zur Erkenntnis zu gelangen, dass auch die Privatwirtschaft davon profitiert, wenn möglichst viele Menschen die Möglichkeit haben, erwerbstätig zu sein, weil sie sich die dazu erforderliche ausserfamiliäre Betreuung ihrer Kinder leisten können.

Jetzt kann man nur hoffen, dass auch der Ständerat kapiert, was Wirtschaftsfreundlichkeit in einem ganzheitlicheren Verständnis bedeuten könnte.

Fakten, Fakten, Fakten: Der Oberleguan rückt die Dinge zurecht.