Ich sage immer, gewinnen ist besser als nicht gewinnen. Aber wie soll man ein Meisterwerk wie meinen «Avatar» überhaupt mit so etwas wie «Tár» vergleichen? Wer soll darüber urteilen, welcher der beiden Filme der bessere ist? Das ist doch lächerlich. Aber mein Film hat einen Oscar gewonnen, «Tár» gar keinen. Das ist, was zählt.
Die Academy Awards sind ja total abgehoben. Echte Crowdpleaser wie «Avatar: The Way of Water» haben dort schon lange keine Chancen mehr, also was sollte ich bei den Oscars? Tom Cruise war auch nicht da, guter Kerl. Ich meine, ich hab das Kino praktisch im Alleingang gerettet, und was ist der Dank der Academy? Mit jedem verdammten Film gibts noch weniger Nominationen für mich, diesmal haben sie mich nicht mal mehr für die beste Regie nominiert. Was glauben die eigentlich, dass sich so ein epochales 250-Millionen-Dollar-Abenteuer von selbst inszeniert?
Dann aber sieben Oscars für «Everything Everywhere All At Once». Soll das ein Witz sein? Klar, mein Budget war nur zehnmal grösser als ihres, aber «Avatar: The Way of Water» war trotzdem doppelt so rentabel wie der Film dieser Punks. Die haben sogar die Effekte mehr oder weniger selber gemacht, aber das sieht man dann halt auch. Perfektion geht anders. Bei mir zählt nur höchste Qualität, und wenn ich nicht gerade von einem Zementlaster überfahren werde, wird das auch so bleiben.
Da draussen sehe ich eine Menge kluge, wirklich talentierte Filmemacher, die komplizierte Dinge einfach nicht können. Das gibt mir einen taktischen Vorteil. Und Schwierigkeiten ziehen mich einfach an. Schwierigkeiten sind ein verdammter Magnet für mich. Ich lebe ja auch schon lange vegan. In meinen Körper kommt nichts Tierisches, absolut nichts. Heute bin ich gesünder denn je, da kann niemand mit mir mithalten.
Auf meiner riesigen Farm in Neuseeland baue ich Hanf und Biogemüse an. Klar, ist etwas einsam da, aber es macht mir nichts aus, weil ich sowieso keine Freunde habe. Seht ihr, ich kann auch ironisch sein! Ich bin also Veganer, aber weil das immer noch verpönt ist, nenne ich es anders: Ich bin Futurevore. Das heisst, ich ernähre mich so, wie die Menschen in der Zukunft essen werden – aber eben heute schon, nicht erst dann, wenn unser wunderschöner Planet zerstört ist. In den nächsten Jahren konzentriere ich mich ganz auf die Rettung des Planeten. Nein, nicht die Erde. Ich rette Pandora.
Der Autor, Regisseur und Produzent James Cameron, geboren 1954, war mit seinen neusten Epos «Avatar: The Way of Water» für vier Oscars nominiert. Gewonnen hat der Film einen für die besten visuellen Effekte. Cameron selber blieb der Preisverleihung fern. Die empathische Qualle Aurelia konnte danach auf Camerons Farm in Neuseeland dessen Gedanken belauschen.