ESC in der Schweiz: Glitzern und sparen

Nr. 20 –

«Eine riesige Aufgabe für die SRG», titelte die NZZ auf der Front. Gemeint war aber noch nicht der Abstimmungskampf gegen die Halbierungsinitiative von SVP und Jungfreisinn, mit der wohl 2026 zu rechnen ist. Sondern diese gigantische nationalistische Glitzergala, die im Frühjahr 2025 in der Schweiz gastieren wird. Nach dem rundum erfreulichen Triumph von Nemo (vgl. «Ja, es wird noch weiter gehen») ist es nämlich an der SRG und am Schweizer Fernsehen, den nächsten Eurovision Song Contest (ESC) auszurichten, zusammen mit der European Broadcasting Union.

Riesige Aufgabe hin oder her: Schwer zu sagen, womit die SRG das verdient hat, aber für sie ist der ESC-Heimvorteil eigentlich ein Geschenk. Einmal mehr versuchen rechtsbürgerliche Kreise derzeit, dem Service public den Geldhahn zuzudrehen. Und noch bevor die Radio- und TV-Gebühren per Volksbegehren halbiert werden sollen, um namentlich den Unterhaltungsbereich weitgehend den Privatsendern zu überlassen, darf das Schweizer Fernsehen jetzt ausgerechnet mit der Austragung der grössten gesamteuropäischen Unterhaltungsshow seine Unverzichtbarkeit beweisen.

Doch dieses Geschenk wird nicht nur teuer, es befeuert schon jetzt auch den Abstimmungskampf. Die SRG, sowieso schon auf Sparkurs programmiert, wird zeigen wollen, dass sie Unterhaltung besser kann, als die Privaten das je könnten. Demgegenüber hat DJ Tommy aus dem Komitee der Halbierungsinitiative auch bereits Stellung bezogen: Die SRG müsse selber wissen, wie sie ihr Geld ausgebe, liess sich SVP-Nationalrat Thomas Matter in «20 Minuten» zitieren – aber «bei einem solchen Queer-Event» solle sie doch «eher sparsam mit ihren Mitteln umgehen, damit es nicht auf Kosten des seriösen Journalismus geht».

Dass man bei der SVP nationalistische Kulturveranstaltungen nur dann goutiert, wenn sie frei von Regenbogenfarben, also streng binär, über die Bühne gehen: Das hätten wir uns denken können. Aber wenn sich die SVP in ihren Kulturkampf gegen alles, was irgendwie nach Gender klingt, nun wirklich am ESC abarbeiten will: Das kann heiter werden.