Plastikkonferenz in Genf: Nicht erst beim Abfall ansetzen

Nr. 32 –

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Über den zahlreichen Krisen auf der Welt geraten diejenigen, die gerade nicht akut spür- und sichtbar sind, gerne mal in Vergessenheit. So etwa die globale Verschmutzung durch Plastikabfälle. Nicht nur in den Meeren schwimmen riesige Müllinseln, wie der Great Pacific Garbage Patch, auch in der Erde, in Lebensmitteln, ja selbst in unseren Körpern finden sich immer mehr Plastikteilchen. Das Problem ist längst bekannt, und 2022 beschlossen 175 Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen, sich mittels einer Resolution darum zu kümmern. In dieser bekennen sich die Unterzeichner:innen dazu, ein verbindliches Abkommen auszuarbeiten, das die Plastikverschmutzung weltweit beenden soll.

Seit Dienstag wird in Genf während zehn Tagen über den Inhalt dieses Abkommens verhandelt, nicht zum ersten, aber vielleicht zum letzten Mal. Ende 2024 scheiterte im südkoreanischen Busan der jüngste Versuch, ein Abkommen zu verabschieden, an der Opposition ölfördernder Staaten. Dass sich diese, wie mutmasslich auch die gemäss NGOs mehr als 200 anwesenden Lobbyist:innen aus der fossilen und chemischen Industrie, lieber bloss mit dem Abfallmanagement beschäftigen wollten als mit einer Regulierung des gesamten Lebenszyklus von Kunststoffprodukten, ist nachvollziehbar. Denn für ein tatsächliches Ende oder zumindest eine ernsthafte Reduktion der Plastikverschmutzung müsste man vor allem an einem Ort ansetzen: bei der Produktion.

Ohne einschneidenden Kurswechsel dürfte im Jahr 2040 doppelt so viel Plastik produziert werden wie noch 2020. Doch wenn es darum geht, griffige Massnahmen wie Produktionsbeschränkungen zu formulieren, geben sich auch die «hochambitionierten» unter den in Genf vertretenen Ländern (die «High Ambition Coalition»), zu denen auch die Schweiz gehört, wenig ambitioniert. Da heisst es bei den strategischen Zielen etwa, man wolle bei der Produktion von Kunststoffen ein «nachhaltiges Niveau» erreichen. Trotz dieser mässig verheissungsvollen Vorzeichen hoffen Aktivist:innen und Umweltverbände wie Greenpeace, die sich am Montag in Genf versammelten, auf nicht irgendein, sondern auf ein «starkes» Abkommen.