Leser:innenbriefe

Nr. 22 –

Texte, die dagegenhalten

«Israel / Palästina und die Proteste: Für die Gleichheit aller Menschen», WOZ Nr. 20/24; «Leser:innenbriefe: Nicht nationalistisch», WOZ Nr. 21/24

Im Gegensatz zu Leser Reini Hui fand ich den Leitartikel hervorragend und differenziert. Ein fundiert formulierter Appell für einen gerechten Frieden in Palästina. Die Gleichheit aller Menschen respektieren schafft beste Voraussetzungen dazu.

Nationalismus grenzt aus, führt letztlich zum Krieg. Die polarisierten Reaktionen auf den «7. Oktober» und auf die seither unhaltbar brutale Gewalt in Gaza atmen diesen nationalistischen Ungeist auf beiden Seiten. Rundum empört mich die Geschichtsvergessenheit. Texte, die dagegenhalten wie der WOZ-Leitartikel, sind leider selten. Für mich ist unverständlich, dass er völlig verdreht gelesen werden kann.

Rolf Zimmermann, Bern

Korruption

«Russische Kohle in Appenzell: ‹Aber über den rede ich nicht›», WOZ Nr. 19/24

Korruption kennt keine Grenzen. Besonders anfällig sind Angehörige der oberen Gesellschaftsschichten. So wird denn auch an den Veranstaltungen in ihren Zasterburgen der Schlager «Über sieben Brücken musst du gehn» mit dem angepassten Text «Sieben Vergehen musst du überbrücken» gesungen.

Richard Knecht, Glarus

Frieden und Sicherheit

«Palästina / Israel: ‹Das Völkerrecht gilt für alle›», WOZ Nr. 21/24

Der Chefankläger des Internationalen Straf­­- gerichtshofs in Den Haag hat Haftbefehle gegen Netanjahu, dessen «Verteidigungsminister» Galant und drei Hamas-Führer ausgesprochen. Galant wird als «Verteidigungsminister» bezeichnet, wie eben alle solche Minister in Russland, den USA, Saudi-Arabien und wo auch immer solche «Verteidigungsminister» Kriege führen. Vor dem Ersten Weltkrieg, in der Zeit von Bertha von Suttner, wurde noch stolz von Kriegsministern gesprochen, die andere Länder eroberten, und noch nicht davon, dass sie heute angeblich in anderen Ländern unsere Freiheit verteidigen wie zwanzig Jahre lang in Afghanistan. Soll das Publikum heute immer noch glauben, Armeen seien hüben wie drüben nützlich für unsere Sicherheit, für den Frieden?

In der Schweiz wird nun auch über einen «Fonds für Sicherheit und Frieden» diskutiert. Ab 2025 sollen 10,1 Milliarden Franken für die Armee sowie 5 Milliarden für den Wiederaufbau der Ukraine finanziert werden. Die 10,1 Milliarden für die Schweizer Armee braucht es nicht, sie bringen nicht «Sicherheit und Frieden», sie sind reine Geldverschwendung. Die Schweiz sollte sich auf eine gewaltlose, soziale Verteidigung konzentrieren. In einem Krieg mit einer Armee würde sich unser Land zu Tode verteidigen. Mit zerstörten AKWs in Beznau, Gösgen und Leibstadt und einem zerbombten Atommülllager wären weite Teile der Schweiz unbewohnbar.

Heinrich Frei, Zürich

Kästli im Formular

«Nemos Sieg am ESC: Ja, es wird noch weiter gehen», WOZ Nr. 20/24

Es gibt es schon lange, das dritte Geschlecht, nur leider auf unerfreuliche – diskriminierende – Weise: Es gibt Männer, Frauen und Behinderte, wie mensch an den Toiletten unschwer erkennen kann. Wo es doch viel einfacher wäre (und Armaturen sparen würde), alle Toiletten für alle Menschen zugänglich zu machen.

Ich verstehe die Angst nonbinärer Menschen, in Zeiten des erstarkenden Faschismus sichtbar zu werden, sehr gut. Deshalb kreuze ich immer, wo die Möglichkeit besteht, «divers» an, obwohl ich mich als Frau verstehe und, siehe oben, sogar darum kämpfen muss, als solche gelesen zu werden.

Ich rufe hiermit dazu auf, dass binäre Menschen das ebenso tun, sodass sich irgendwann kein Mensch mehr darum schert, welches Kästli im Formular angekreuzt wurde.

Dorothee Wilhelm, per E-Mail