Kino-Film «Das Mädchen und die Spinne»: Richtig fies

Nr. 19 –

Wie anstrengend Umzüge sind, zeigen die Berner Brüder Ramon und Silvan Zürcher («Das merkwürdige Kätzchen») in ihrem zweiten Film, «Das Mädchen und die Spinne». Schuld daran, dass die Nerven blank liegen, ist hier jedoch nicht ein verwinkeltes Treppenhaus oder eine Tatami-Schlafcouch mit Gusseisengestell vom Vormieter. Es sind die HelferInnen von Lisa (Liliane Amuat), die Probleme stiften. Denn statt zu zügeln, sind sie irgendwie merkwürdig miteinander beschäftigt.

Zum Beispiel Mara (Henriette Confurius), deren Verhältnis zu Lisa irgendwo zwischen Exgeliebter und Mitbewohnerin schwankt. Sie führt einen persönlichen Kleinkrieg gegen Lisas Umzugsprojekt: zerkratzt mit dem Schraubenzieher die Küchenablage, drischt mit der Faust gegen die Gipswand und begiesst den Hund mit Kaffee. Mit ihrer Missgunst ist sie in bester Gesellschaft: Lisas Mutter Astrid (Ursina Lardi) begegnet allen ausser dem Handwerker mit Charaktergesicht (André Hennicke) mit betonter Verachtung. Einzig das ständig lodernde Begehren lockert die Stimmung etwas auf: Nachbarinnen baggern, Apothekerinnen schmachten, Handwerker werden aufgerissen.

Während also die Figuren – wie auch die Kamera – sich nicht sattsehen können an ihren Blicken füreinander, laufen die Dialoge ständig ins Leere. Auf fiese Anekdoten aus der Kindheit folgen bewusste Kränkungen oder die bühnenhafte Wiederholung des vom Gegenüber Gesagten. Die Absurdität dieser dysfunktionalen Dialoge und blanken Gemeinheiten unterläuft wohl bewusst jeden Realismusanspruch. Nur versperrt der Film damit seinen Figuren auch Entwicklungsmöglichkeiten. Ob nun sie mit ihm schläft oder sie auf sie steht – emotional treten die Figuren auf der Stelle.

So kommt trotz der formalen Stilsicherheit der Gebrüder Zürcher selbst dann keine Stimmung auf, wenn Kinder als Nervensägen und Haustiere als Saboteure auftreten oder wenn aus dem Off der Eighties-Hit «Voyage Voyage» von Desireless herüberweht. Umzüge sind leider immer anstrengend, das ist bei diesem Film nicht anders.

Ab 13. Mai 2021 im Kino.

Das Mädchen und die Spinne. Regie und Drehbuch: Silvan Zürcher und Regie und Drehbuch: Ramon Zürcher. Schweiz 2021