Chronik einer Reise: Du bist in den USA
Die Schriftstellerin Manja Präkels war im März auf literarischer Lesereise durch den Mittleren Westen der Vereinigten Staaten. Eindrücke aus einem kalten Land.

Anfang März 2025. Flughafen Frankfurt am Main. Terminal 1. Lufthansa. Von dort und mit der bin ich noch nie geflogen. Ich war auch noch nie in den USA. Aber Friedrich Merz war auch noch nie Kanzler der BRD. Und Stephen King nie Nobelpreisträger. Doch die Zeitläufe rasen. Gewissheiten brechen. Furor tobt durch alle Kanäle. Schon seit Putin den Krieg gegen die Ukraine entfachte, ertappe ich mich wieder häufiger bei einer alten Angewohnheit, etabliert in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Im Ostdeutschland der Morde und Menschenjagden. Das Bedürfnis, wegzurennen, unterdrücken, indem ich mit dem Daumen meiner rechten Hand immer wieder den Nagel des rechten kleinen Fingers anschnippse. Nun aber renne ich nicht, ich fliege weg. Aus dem blau-schwarzen Deutschland in Donald Trumps Maga-Land. Hauptsache «great again». Wie klein die Welt geworden ist. Und so weit weg für die beiden Nasa-Astronaut:innen Williams und Wilmore, die seit neun Monaten auf der Internationalen Raumstation (ISS) festsitzen. Ihr Schicksal erinnert mich an das des Kosmonauten Sergei Krikaljow, der ein ganzes Jahr auf der Raumstation Mir feststeckte, während unten, auf der Erde, das Sowjetimperium implodierte.
In Minneapolis tobt gerade ein Schneesturm. Das schreibt mir mein Gastgeber dort via Signal. Er fürchtet, ich könnte nicht kommen. Aber das Flugzeug hebt nur leicht verspätet ab. Es ist fast leer, was vor allem die billigen Plätze entlastet. Ich habe eine ganze Sitzreihe für mich allein.
Kurz vor unserer Landung hat sich die Lage beruhigt. Nur die hohen Schneehaufen links und rechts der frisch geräumten Landebahn zeugen noch vom Unwetter. Im Mittleren Westen herrsche ein rauer Winter, wechselhaft und bitterkalt, hatte mich eine deutsche Bekannte aus Ithaca (New York) gewarnt. Kurz vor meiner Abreise schrieb sie angesichts der Gewinne von AfD und CDU: «Ich kann gar nicht so viel essen, wie […], aber was ich mich eigentlich frage: War es gestern Abend auf den Strassen ruhig?» Schon darin spiegelt sich diese spezifische Gefühlslage unserer Tage, ein Mix aus Angst und Aufruhr: Warum tut niemand was? Zwei Tage später schickte sie nachts hinterher: «Eine Freundin, die journalistisch arbeitet, hat gestern erzählt, dass ein Grossteil ihrer Arbeit gelöscht worden sei, alles, was mit Vielfalt und Inklusion zu tun hat. Die gesamte Website ist weg. Eigentlich warte ich nur, dass erst mein Blog, dann mein Job und dann meine Staatsbürgerschaft gecancelt werden. Jeden Tag spreche ich mir Mut zu und verbiete mir den mit wahnsinniger Geschwindigkeit um sich greifenden vorauseilenden Gehorsam.»
Dokumentaristin ihrer Zeit
Manja Präkels (50) lebt als Schriftstellerin und Musikerin in Berlin. Sie wuchs in Brandenburg in der damaligen DDR auf. Ihre Erfahrungen mit dem gesellschaftlichen Umbruch nach der Wende und dem erstarkenden Rechtsextremismus hat sie im Roman «Als ich mit Hitler Schnapskirschen ass» beschrieben, für den sie mehrfach ausgezeichnet wurde. Zuletzt erschien ihr Essayband «Welt im Widerhall oder war das eine Plastiktüte?». Präkels ist zudem Sängerin der Band Der Singende Tresen.

Die Skyline von Minneapolis glitzert in der Wintersonne. Der Mississippi ist vereist. Ich bin mit der Zeit gereist, der Tag erstreckt sich ewig nach vorn. Müde Augen lesen auf CNN: «Elon Musk wants to save Western civilization from empathy.» Hotelzimmerblick auf verschneite Dächer. In meinem Kopf laufen Buchstaben fort. Ohne Gefühle ins Bett.
Nach fast schlafloser Nacht schleppe ich mich zur Universität, wo ich mit Student:innen über meinen Roman «Als ich mit Hitler Schnapskirschen ass» sprechen soll. Der Weg führt vorbei am Hard Times Café, einem kollektiv betriebenen Punk- und Hippieladen. «Hail Seitan!», steht auf der Menükarte. Kaum jemand draussen unterwegs. Es kommt mir seltsam vor, zu dieser Zeit an diesem Ort über die Rechtsradikalisierung Deutschlands zu sprechen. Aber Studentinnen wie Kollegen machen es mir leicht. Am Ende darf auch ich eine Frage an sie stellen – die einfachste, aber offenbar auch schwierigste: «Wie geht es euch – jetzt?» Flirrende Unsicherheit. Zögerliche Antworten: Nicht überblicken, was geschieht. Wissen, dass es – zunächst – nicht alle gleichermassen treffen wird. Echte Angst auch. Ähnliches Bild beim abendlichen Dinner mit Dozentinnen und Doktoranden: Jedes Wort, jede Geste scheint bedacht. Was, wenn das Messer vom Tisch fällt? Routinen am Limit. Keiner spricht den Namen dessen aus, der unsichtbar mit am Tisch sitzt: Trump.
Am freien Tag laufe ich mit meinem Gastgeber Andreas* durch die verschneite Landschaft zwischen Minnesota River und Mississippi. Einstiges Land der Dakota. Er ist schon mal durch den Grand Canyon gerannt, trainiert in einer Laufgruppe. Born in the GDR. In Rostock. Nah am Wasser. So wie hier. In einem alten Fort werden die Geschichten von Enteignung, blutiger Aufstandsbekämpfung und Entmenschlichung erzählt. Auf dem Highway zurück ins Hotel versuche ich die aufsteigende Traurigkeit redend abzuschütteln. Es ist der 8. März. Internationaler Frauenkampftag. Mein Telefon plingt. Familienchat. Mutter schickt ein Foto ihrer traditionellen Feier. Die Gesichter ehemaliger Lehrerinnen beim Sekt. Wir kichern über den Irrwitz unserer ostdeutschen Herkünfte, wo Mütter Mutti hiessen und alles können mussten: arbeiten, trinken, Kinder erziehen. Es ist immer leichter, über das Ferne zu reden, als das Naheliegende auszuhalten. Unvermittelt sagt Andreas: «Du bist in den USA.»
Und in Minneapolis, dem Ort, der die Black-Lives-Matter-Protestbewegung international bekannt machte. Die Ermordung George Floyds ist jetzt fünf Jahre her. Andreas empfiehlt mir den Besuch des Minneapolis Institute of Arts, in dem er viel Zeit verbringt. Ich begreife sofort. Über dem Eingang steht: «We’re free. Everyone is welcome. Always.» Zwischen Otto Dix und Georgia O’Keeffe verliere ich die Orientierung. Lerne Ernest Cole kennen, dessen Schwarzweissfotografien des «True America». Dokumente des Lebens in Black Communities Ende der sechziger Jahre.

Der Bus fährt durch eine geordnete Stadt: American-Indian-Viertel, Schwarzenviertel, Arme-Weisse-Viertel. Die automatische Durchsage warnt: Ab Montag gelten neue Tarife. Der Junge auf der letzten Bank haut sich eine Nadel in den Arm. Jemand steigt ein, spricht ihn an, führt ihn beim nächsten Halt nach draussen. Sie scheinen sich zu kennen. Ausstieg am Rand des Campusgeländes. Ich lande in einer kleinen Demonstration: «Stop deportations now!» Dazu Regenbogenfahnen und Enttäuschung in den Gesichtern, als ich weitergehe.
Zum Abendessen hat mich Andreas zu sich nach Hause eingeladen. Wir trinken Jever. Auf dem Plattenteller dreht sich eine DDR-Pressung der Bangles: «Just another manic Monday». Ich stimme dazu eine herumliegende Ukulele. Weitere Gäste treffen ein: Onkel, Tante und Cousine. Offene Menschen, die laut durcheinanderreden. Irgendwann die Frage, was ich eigentlich hier tue. Mein Versuch einer Antwort wird sofort unterbrochen: «Ich weiss, das ist nicht sehr höflich, aber – wir reden so nicht über Politik …» Dabei hatte ich nur den Titel meines Romans ausgesprochen. Hitler triggert. Mein Gehirn ist ein Tennisball. Das hat der Jetlag gemacht.
Nachts lasse ich die Gespräche an der Uni Revue passieren. Viele überlegen wegzugehen. Fragt sich nur, wohin. Pling. Im Familienchat die Nachfrage: «Alles gut?» Ich schicke ein Foto vom zugefrorenen Minnesota River. Herzchen. Pling.
Greyhound heisst jetzt Flixbus. Die Fahrt nach Madison führt durch wintergraues Land zwischen Wasser und Weite. Meine Gastgeberin entführt mich sofort in ein Restaurant mit Seeblick und Wein. Stefanie* ist gebürtige Rheinländerin. Seit mehr als zwei Jahrzehnten in den USA. Wortfetzen vom Nebentisch. Sprung ins nicht mehr Ignorierbare: «We can only hope for his death.» Der, dessen Namen sie nicht nennen, sitzt immer mit am Tisch. In dringlicher Sprechhaltung, wenn auch etwas leiser als zuvor, werten die beiden die Geschehnisse der Woche aus. Auch auf der anderen Seite meines Tisches reden die Leute sorgenvoll von Freundinnen, Kollegen, Familie. «Mum, I’m too sad.»
Madison ist die Hauptstadt von Wisconsin, ein schmuckes Städtchen, dominiert vom weitläufigen Campus. Die Sioux vom Stamm der Ho-Chunk nannten das Gebiet Taychopera, Land der vier Seen. Mein Hotel liegt direkt am Lake Mendota, seine Bar im siebten Stock. Beim Hereinkommen betrauern The Cure die schöne Welt. Auf zwei Bildschirmen laufen unterschiedliche Basketballspiele. Die Bar ist auf alt getrimmt. Die Menschen sowohl vor als auch hinterm Tresen wirken gelassen. Unkompliziert. Eine Galerie mit Porträts berühmter Gäste fängt meinen Blick: Sammy Davis Jr., Johnny Cash, George Bush senior … Die meisten Stargäste kenne ich nicht, was an mir liegen mag. Vor allem die Frauen. Was vielleicht doch nicht an mir liegt. Viel präsenter sind mir weiterhin die Gesichter der Studentinnen und Studenten bei meiner Lesung und dem Übersetzungsworkshop. Die Mischung aus Selbstbeherrschung und Panik, sobald die Rede auf die politische Situation, die konkrete Bedrohung «hour by hour» kommt. Es gibt kein Wort des Trostes. Nachfragen verbieten sich von selbst. Eingeübte Plattitüden («Es wird schon nicht so schlimm») haben sich in höhnische Unzumutbarkeiten verwandelt. Keiner macht Witze. Trotzdem oder gerade darum wird jede Komik, ob gewollt oder nicht, dankbar und lauthals belacht. Aufmunterungen liegen im Alltäglichen. Der Hund ist wieder gesund. Die Kreditkarte funktioniert. Der Aufsatz wird publiziert. Jemand witzelt: «Hast du den Rückflug schon bezahlt? Das Geld hättest du dir sparen können!» Diesmal lacht keiner.

Eine Signal-Gruppe mit deutschen Kolleginnen erzählt von Jagdszenen und Überfällen auf Geflüchtetenunterkünfte. Ich schreibe zurück: «An den Universitäten hier wurden alle gebeten, ihre Forschungsdaten zu sichern, und Notfallnummern ausgetauscht. Es gab bereits einen Vorfall, in dem bewaffnete Bundesbehörden in ein Institut eingedrungen sind, um es ohne Begründung zu schliessen. Katastrophal ist die Situation für trans Menschen, auf die quasi die Jagd eröffnet worden ist. Eltern betroffener Kinder und Jugendlicher erwägen, ihre Kinder aus dem Land zu schaffen. Überhaupt ist Flucht ein Thema. Und das Wort Faschismus ist in aller Munde.»
Tags darauf erkenne ich hinter Stefanies Lachen eine Veränderung. Sie hat an einem einzigen Tag einen erheblichen Teil ihrer Altersvorsorge verloren. An Aktien gekoppelt. «Die staatliche Rente wird eh kassiert.» Kolleginnen und Studenten wissen nicht, ob sie nächsten Monat noch bezahlt werden. Es gibt Situationen, auf die kann sich niemand einstellen. Den Tod zum Beispiel. Und dessen gesellschaftspolitische Entsprechung. Dabei ist Letztere veränderlich, abwendbar. Oder ist das die letzte Illusion, die uns gerade genommen wird? Sind deswegen alle so unendlich müde? Nach all dem unendlichen Spass?
Der nächste Flixbus bringt mich nach Detroit. An der Bushaltestelle bittet mich eine Schwarze Frau um Rat. Ihr Mann springt dazwischen: «Pass auf, mit wem du sprichst!» Fortan beäugen mich die beiden misstrauisch. Mit Abfahrt des Busses beginnt der Busfahrer sich die Seele aus dem Leib zu husten. Weiter hinten raucht irgendjemand Weed. Ich versuche, einen Text zu überarbeiten, der bis zum Abend fertig werden soll.
Beim Zwischenstopp in Milwaukee bewundere ich die Balzgesänge rotbäuchiger Wanderdrosseln. In der kostenlosen Strassenbahn hocken müde Leute ohne Zähne. Zerschlissene Hosen und bescheidene Einkäufe. Die Strassen sind menschenleer. Ich schicke Fotos in den Familienchat. Jemand fragt zurück: «Da sind ja nirgendwo Leute. Ist das die Zombieapokalypse?»
In der Wartehalle der Intermodal Station schaut Wladimir Putin aus allen Bildschirmen. Der Ton ist ausgestellt. Fisches Nachtgesang. Ab und an wanken Homeless People von den Waschräumen nach draussen. Ich erschrecke kurz, als sich ein hagerer Mann direkt vor mich stellt: «My name is Richard. How are you?» Er reicht mir die Hand. Zaghafte Berührung. Er wirkt wie jemand, der vor langer Zeit den Halt verloren hat. Unablässiges Fallen. Die Situation macht mich verlegen. «I have to go. Bus is coming.» Das stimmt, und trotzdem schäme ich mich. Wofür? Ist es meine Angst oder seine offensichtliche Bedürftigkeit? Wartehallen wie diese, öffentliche Bibliotheken und manche Museen bieten Richard und Hunderttausenden wie ihm kurzfristig Asyl. Noch. In amerikanischen Überlandbussen und Zügen kann man sie treffen, die vielen vom Leben Versehrten. No Power People.

Als ich einchecke, sehe ich ihn allein in der Halle. «Hello, my name is Richard. How are you?»
Der Bus passiert verlassene Häuser, vergessene Gegenden. Schutzlos die letzten Verbliebenen: zurückgelassene Hunde und Katzen. An einem der typischen Holzhäuser verkündet ein riesiges selbstgemaltes Transparent: «It’s a boy!» Hinter mir sitzt ein kleines Mädchen mit einem Plastikspielzeug, das spielt unablässig die Melodie von «Old McDonald Had a Farm». Ee i, ee i o. Gross und leer und kalt liegt Detroit in der Wintersonne. Entvölkerte Innenstadt. Sturmböen. Auf der Suche nach einem Waschsalon laufe ich kilometerweit. Es nieselt. Als plötzlich neben mir ein Mann aus einem Müllcontainer springt, zucke ich zusammen. Grüsse verblüfft: «Good morning.» Er lacht und korrigiert: «Good day.» Denn einen Morgen mit Regen, den nennt er nicht gut.
Das Einkaufszentrum mit dem Laundromat steht grösstenteils leer. In der Pizzeria gibt man Bestellungen vor dicken Gitterstäben ab. Der Junge dahinter sieht abgekämpft aus. Rissiger Beton. Plastiktüten fliegen herum. Ich bin die einzige Weisse. Kämpfe mit dem Waschautomaten. Die Leute lachen. Und helfen. Wie man jemandem mit Handicap eben hilft.
Bis nach Chicago sind es nur wenige Stunden mit dem Zug, aber vorher muss ich am Amtrak-Bahnangestellten vorbei, einem Ex-GI, der uns Fahrgäste anbrüllt: «Alle raus! Alle antreten! Koffer ausrichten!» Unterwegs durchstreift er den Zug wie ein wütender Bär auf der Suche nach Artgenossen.
Die Empfangshalle der Chicago Union Station wird von einer grossen Gruppe Amish bevölkert. Männer mit absurden Bärten. Historische Kleider und Haarschnitte. Junge Frauen falten ihre Hände im Schoss und blicken scheu zu Boden. Aus dem Lautsprecher schwört George Michael: «I will be your father figure / I have had enough of crime / I will be the one who loves you / Until the end of time.»
Die Welt als MTV-Sendung. Draussen ist plötzlich Frühling ausgebrochen. An der Bushaltestelle werde ich misstrauisch von einer älteren Homeless Lady beäugt und bin nicht sicher, ob ich mich um ihre oder meine Sicherheit sorgen soll. Sie faucht aus ihren Tütentürmen. Ich weiche lieber aus. Fahrt durch imposante Häuserschluchten Richtung Innenstadt. Der Bus hält vor einer gläsernen Wolkenkratzerfassade, darauf in gewaltigen Buchstaben: TRUMP. Der, dessen Namen sie nicht aussprechen. Mein Hotel befindet sich gegenüber. Das neugotische, mit Terrakotta verkleidete Hochhaus war zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung 1928 das höchste Gebäude der Stadt.

«In welches Stockwerk wollen Sie?» – «Das höchste!» Bekommen, was man nie wollte. Room with a view. Ganz oben. Unter mir funkelt der Chicago River in hellem Grün. An seinen Ufern beten Hochhäuser den Himmel an. Dass es so weitergeht. Immer, immer. Pling, pling. Eine Liste mit verbotenen Wörtern kursiert. Pling, pling. Gender. Inklusion. Minority. Pling, pling. Die Geschichte wird umgeschrieben. Pling, pling. Ihre Protagonist:innen verschwinden aus den Archiven: Navajo Code Talkers. Frauen. Schwarze. Asiat:innen. Pling. Gelöscht. Heimweh nach der freien Stadt Berlin.
Frage an Radio Eriwan: «Liegen denn die amerikanischen Wissenschaftler, die behaupten, die Zukunft sei unvorhersehbar, vollkommen daneben?» – «Im Prinzip liegen die amerikanischen Genossen Wissenschaftler vollkommen daneben, denn die Zukunft entspricht exakt dem Fünfjahresplan. Aber die Vergangenheit ist unvorhersehbar.»
Schlaflos liege ich über der brummenden Stadt, scrolle durch die Fotos der vergangenen Tage. Mein Telefon schlägt mir eine ungenutzte Bildbearbeitungsfunktion vor: ob ich die Menschen im Hintergrund «verbergen» möchte.
Kurz vorm Rückflug meldet sich Stefanie noch mal: «Ein Teilbereich der Sprachwissenschaften ist verschwunden. Alle Kollegen gekündigt. Webseiten des Instituts vom Netz. Die Kolleginnen nicht mehr erreichbar. Uniadressen kaputt. Mehrstündige Sitzungen. Was man nicht mehr sagen darf. Das Schlimmste: Es gab bereits Denunziationen durch Studenten.»
Zurück in Berlin vermelden die Agenturen die Rückkehr der beiden Astronaut:innen.
* Name geändert.