Frag die WOZ : Ist die WOZ neutral?

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«Ist die WOZ neutral?»

E. B., über Facebook

Das ist eine sehr gute Frage! Man stellt sie uns nicht oft – vielleicht verwechseln Sie uns mit einem Medium wie dem SRF. Aber wir machen kein Geheimnis daraus: Die WOZ ist nicht neutral. Wir haben eine klare Haltung und eine ausgeprägte linke Perspektive.

Wenn andere Medien uns als «die linke WOZ» bezeichnen, geschieht das oft mit einer abwertenden Absicht. Wir hingegen sehen das als eine zutreffende Beschreibung. Unser Standpunkt ist klar und wissenschaftlich belegbar: Wer Beweise sucht, kann den Abstimmungsmonitor des Zürcher Forschungsinstituts Fög konsultieren, das regelmässig die Tonalität der Berichterstattung untersucht. Eine Lektüre zeigt bei den allermeisten Schweizer Medien die deutliche Schlagseite nach rechts. Als Gegengewicht braucht es die linke WOZ.

Die Behauptung vieler Medien, neutral zu sein, ist fragwürdig. «20 Minuten» beispielsweise behauptet von sich, «neutral» zu sein. Sie begründen dies damit, bei kontroversen Themen stets Gegenpositionen abzubilden und sowohl Befürworter:innen als auch Gegner:innen zu Wort kommen zu lassen. Einen von der SVP, eine von der SP etwa. Neutralisiert wird ein Artikel damit natürlich längst nicht. Narrative verfestigen sich nämlich auch über Themensetzungen und Fragestellungen. Ich kann fragen: Gehen Klimaprotestierende zu weit, wenn sie sich auf Strassen kleben? Ich kann aber auch fragen: Braucht es radikalere Aktionen, um auf die Klimaerhitzung aufmerksam zu machen? Auch die SRF-«Arena» hat eine Zeit lang Themen vor allem von rechts angespielt (mittlerweile machen sie das meist korrekt).

Die WOZ tut aber noch etwas anderes, was viele andere Medien nicht tun: Sie extrahiert die politische Essenz aus vermeintlich unpolitischen Themen. Lifestyle gibt es bei uns nicht – ausser er lässt sich anarchosyndikalistisch verorten. Ich hatte keine Ahnung von der wechselhaften Symbolik des Einhorns, bevor ich es in der aktuellen Ausgabe der WOZ las! Vielleicht macht das die WOZ noch unverzichtbarer, als es ihre linke Grundhaltung tut: dass sie im besten Fall die politische Verdrahtung unseres Zusammenlebens aufschlüsselt und dabei die Kurzschlüsse identifiziert. Und weil der Schaltplan der Schweiz nun mal schon immer von rechts gezeichnet wurde, beantwortet das nicht nur die Frage, ob die WOZ neutral ist, sondern auch gleich die Frage, warum sie nicht neutral sein kann.

Immer montags beantworten wir in der Rubrik «Frag die WOZ» jeweils eine wirklich (un)wichtige Leser:innenfrage. Noch Fragen? fragdiewoz@woz.ch!