Erich Meier (1949–2024): Der vielseitige Chrampfer

Nr. 45 –

Die Nullnummer der WOZ entsteht unter abenteuerlichen Umständen, die druckfrischen Exemplare können nur dank eines Sondereinsatzes von Erich Meier am Morgen des 1. Juli 1981 rechtzeitig zur Pressekonferenz angeliefert werden. Zum Glück: Das Interesse an der neuen linken Wochenzeitung ist gross.

Dass das Kollektiv gut vorbereitet ist, als es drei Monate später richtig losgeht, auch daran ist Erich stark beteiligt. Das «Crowdfunding» für das Projekt innerhalb der undogmatischen Linken trägt auch seine Handschrift, und er ist die Stütze des Verlags. Mit weniger als drei Vollstellen gilt es, Abo- und Inseratewesen aufzubauen, Strassen- und Kioskverkauf zu betreuen, Werbung zu treiben und vieles mehr. Erich hat einschlägige Erfahrung von der Monatszeitung «das konzept», von der fünf weitere WOZ-Mitgründer:innen, darunter seine damalige Partnerin Lotta Suter, kommen.

Dass nach wenig mehr als einem Jahr die erste Ernüchterung eintritt – das Geld wird schneller ausgegeben als eingenommen –, ist für das Kollektiv, und Erich mittendrin, eine Herausforderung. Die erste von etlichen Überlebenskampagnen wird lanciert, der Verlag gestärkt. 1984 folgt die Gründung des Fördervereins ProWOZ, WOZ-intern ist Erich die treibende Kraft.

Erich hat schon früh die Notwendigkeit erkannt, die von der WOZ praktizierte Selbstverwaltung durch tragfähige Entscheidungsstrukturen zu stärken, um ein hohes Mass an basisdemokratischer Teilhabe zu wahren. Unter dem zeitweiligen «Reformstau» (beschrieben in Stefan Howalds WOZ-Geschichte «Links und bündig») leidet Erich stark. 1987 verlässt er die WOZ und wechselt ins Dokumentationszentrum von Ringier.

So engagiert Erich «chrampfte», so ungern stand er im Rampenlicht. Der Familienvater las gerne und mochte Wortspiele, pflegte einen skurrilen Humor. Er war Mitautor der ersten KreuzWOZ-Ausgaben und hatte, neben allem anderen, was ihm die WOZ verdankt, die Idee zu «meiner» Rubrik, den «WOZ News».

Seit langem lebte Erich Meier mit seiner Frau Gina und seinen Hunden am Sihlsee. Dort hat er im Herbst ein paar schöne Tage mit seinen drei erwachsenen Töchtern verbracht, dort ist er vor zwei Wochen nach langem Leiden mit 75 Jahren gestorben.