Energiepolitik: Auf die Dächer, nicht auf die Alp!

Nr. 6 –

«Morgeten-Solar» wird vorläufig nicht gebaut. Die alpine Solaranlage an der Gantrischkette südlich von Bern hätte von den Subventionen und erleichterten Bedingungen profitiert, die das Parlament 2022 mit dem «Solarexpress» festgelegt hat. Vergangenen Mai hatte das Berner Regierungsstatthalteramt grünes Licht zum Bau gegeben. Dann reichten die Stiftung Landschaftsschutz, Mountain Wilderness und der SAC Beschwerde ein – unter anderem weil für die Anlage eine neue Stromleitung durch eine geschützte Moorlandschaft gebaut werden soll. Die Beschwerde landete beim Verwaltungsgericht. Dieses erklärt sich nun aber für nicht zuständig: Wie bei anderen Bauprojekten solle sich zuerst die Bau- und Verkehrsdirektion darum kümmern.

Das Hin und Her zeigt (nicht zum ersten Mal): Die Kritiker:innen des «Solarexpress» hatten recht. Vor der Drohkulisse einer «Strommangellage» schusterte das Parlament 2022 überstürzt und unsorgfältig ein Gesetz zusammen, das für Verwirrung statt Beschleunigung sorgt. Auch sonst steht es nicht gut um den «Solarexpress». Inzwischen ist klar: Trotz exorbitanter Subventionen von bis zu sechzig Prozent der Investitionskosten sind abgelegene hochalpine Solaranlagen nicht rentabel. Man hat völlig unterschätzt, welche Anforderungen Schneelast und Stürme an die Konstruktionen stellen. Bisher steht gerade eine einzige «Solarexpress»-Anlage kurz vor dem Baubeginn: in Sedrun. Eigentlich sollten nur Anlagen Subventionen bekommen, die bis Ende 2025 zumindest teilweise am Netz sind. Doch statt sich das Scheitern einzugestehen, hat der Ständerat im Dezember beschlossen, die Fristen zu verlängern. Der Nationalrat hat noch nicht entschieden.

Wer durch die Schweiz fährt, sieht, dass es endlich vorwärtsgeht mit dem Solarausbau: dort, wo der Weg zu den Verbraucher:innen kurz ist – auf bestehenden Dächern und Infrastrukturen. Mehr Zubau in nebelfreien Gebieten ist zwar nötig, aber Dächer und Infrastrukturen gibt es auch im Berggebiet. Von dort soll der Winterstrom kommen, nicht von abgelegenen, intakten Alpen.