Grossbanken: Von der Finanzkrise zum Islam

Nr. 6 –

Es ist verrückt: Die Aktie der Credit Suisse (CS) liegt inzwischen auf dem gleichen Stand wie Anfang der neunziger Jahre. Bis zur Finanzkrise 2008 kletterte sie auf 88 Franken, seither ist sie auf 13 Franken gefallen. Ein ähnliches Bild zeigt sich für die UBS. Seit Anfang Jahr hat sich ihre Talfahrt beschleunigt, genauso wie jene anderer globaler Institute. Versicherungspapiere für die Deutsche Bank, mit denen sich Investoren für den Fall schützen, dass die Aktien der Bank wertlos werden, sind jüngst auf ein Mehrjahreshoch geschossen. Kurz: Immer mehr Investorinnen rechnen mit einer Pleite des Instituts. Es scheint, als ziehe am Finanzhimmel ein neuer Sturm auf.

Die tiefere Ursache liegt in der gescheiterten Wirtschaftspolitik, die seit Jahren dominiert: Auf die Krise 2008 antworteten die Staaten mit milliardenschweren Bankenrettungen und Konjunkturpaketen. Als sie daraufhin in den Schulden zu versinken drohten, folgten rigorose Sparmassnahmen. Das war die Stunde von Occupy und der arabischen Revolution, mit ihrem Ruf nach Gleichheit. Inzwischen sind an ihre Stelle Rechtsnationalistinnen und Islamisten getreten, die sich ihre Popularitätswerte gegenseitig in die Höhe jagen. Statt über Wirtschaft zu debattieren, übt sich heute die halbe Welt in koranischer Textexegese, um den «wahren» Islam zu ergründen. Absurd.

Im Hintergrund bestehen derweil die Wirtschaftsprobleme weiter. Jahre der Sparpolitik und der Lohnkürzungen haben die Weltwirtschaft weiter destabilisiert. Der Absturz konnte nur abgewendet werden dank weltweit weiterer 57 Billionen US-Dollar Neuschulden, die seit 2007 auf die bereits bestehenden 142 Billionen aufgetürmt wurden. Ermöglicht wurde dies durch die Zentralbanken, die die Zinsen auf unter null senkten. Das ist die ökonomische Situation, unter der nun auch die Banken ächzen.

Vorbei sind auch die Zeiten, als über Eigenkapitalpolster für Banken debattiert wurde. Im Herbst schrieb der Bundesrat den Grossbanken ein Polster von fünf Prozent ihrer Bilanz vor. Zu wenig. Kommt es zum grossen Sturm, könnten CS und UBS leicht wieder ins Wanken geraten.