CD «Octopus»: Spardosen-Terzett

Nr. 26 –

Weil drei Musiker noch in ein Taxi passen, ist das Trio die Idealbesetzung im Zeitalter knapper Kassen. Allerdings sind kulturelle Sparprogramme nur einer der Gründe, warum es im Jazz seit Jahren einen Trend zum Kleinformat gibt: Mini-ensembles stehen auch für eine moderne, reduktionistische Ästhetik, die sich aufs Wesentliche konzentriert.

Nach dem Boom der Jazzpianotrios schiebt sich momentan ein Line-up in den Vordergrund, das aus Saxofon, Kontrabass und Schlagzeug besteht. Einer der führenden ProtagonistInnen in der Schweiz ist der Zürcher Saxofonist Christoph Irniger, der mit seinem Trio auch international immer mehr an Beachtung gewinnt. Irniger weiss die Vorteile der kleinen Besetzung zu nutzen, deren Qualitäten in der Transparenz, dem Gleichheitsprinzip und der intensiven Interaktion liegen. Im Trio ist die Hierarchie zwischen Solist und Rhythmusgruppe aufgehoben – alle Instrumente begegnen sich auf Augenhöhe, wobei die Dreiheit beste Voraussetzungen für einen optimalen Austausch im improvisatorischen Prozess bietet. Durch die Minibesetzung gewinnt die Musik an Durchsichtigkeit, weil die musikalischen Räume sich nicht durch Akkorde von Gitarre oder Klavier zugekleistert finden.

Irnigers Spiel besticht durch grosse melodische Sensibilität, die sich nicht an der eigenen Virtuosität berauscht. Neben der Singbarkeit kultiviert der Tenorsaxofonist einen weichen Ton sowie einen ökonomischen Umgang mit Noten – der Cool Jazz der fünfziger Jahre lässt grüssen. Seine Mitstreiter stehen dem Bandleader in nichts nach: Bassist Raffaele Bossard und Ziv Ravitz am Schlagzeug brillieren sowohl im Ensemblespiel als auch in solistischen Alleingängen. Natürlich gab es Saxofontrios zuvor: Die Jazzgiganten Ornette Coleman und Sonny Rollins haben mit dieser Besetzung bereits in den fünfziger und sechziger Jahren für Furore gesorgt. Daran knüpft Irniger an, auch wenn er seinem eigenen Kompass folgt.

Christoph Irniger Trio: Octopus. Intakt Records