Die WOZ 2004 in Zahlen: Höchster Abostand, trotzdem Verlust
Der Relaunch im letzten Jahr hat der WOZ so viele AbonnentInnen gebracht wie noch nie zuvor. Leider hat auch der Verlust Rekordhöhen erreicht.
Letzten Donnerstag wurde an der Generalversammlung der Genossenschaft Infolink (Herausgeberin der WOZ) der Jahresabschluss 2004 verabschiedet. Das Jahr 2004 war für das WOZ-Kollektiv teils ein erfolgreiches, teils ein schwieriges Jahr. Der Relaunch im Herbst 2003 - mit der Einführung eines neuen Layouts und der Ressorts Leben, Wissen und Wirtschaft - brachte uns ein sehr positives Echo und rund 1500 neue Abos. Ende 2004 erreichten wir mit 13000 AbonnentInnen gar den Höchststand in der Geschichte der WOZ.
Die neue WOZ kostete viel
Andererseits kostete uns die neue WOZ weit mehr als erwartet: Wir mussten zusätzliches Personal einstellen, um die neuen Ressorts aufzubauen, und es stellte sich heraus, dass unser bisheriges Budget für Text- und Bildhonorare zu niedrig war, um den neuen Ansprüchen zu genügen. Auch die Ausgaben für Werbung und Marketing stiegen, da wir einiges in die Gewinnung neuer AbonnentInnen investierten. Gleichzeitig sanken die Inserateverkäufe auf den niedrigsten Stand seit Jahren: Die Krise, welche die Werbebranche seit einigen Jahren schüttelt, hat nun auch die WOZ erreicht, allerdings vor allem in ihrem traditionellen Bereich, den kleineren Inseraten aus dem WOZ-Umfeld. Schliesslich bescherte uns eine unerwartete Kontrolle der Mehrwertsteuerbehörde eine Nachforderung von über 60000 Franken (rückwirkend auf die letzten fünf Jahre) - eine böse Überraschung, die auch viele andere Betriebe in der Schweiz erfahren haben.
Interne Reorganisation
Für das WOZ-Kollektiv war das vergangene Jahr zudem geprägt von internen Umstrukturierungsprozessen. Das war ebenfalls eine Folge des Relaunchs: Vor allem in der Redaktion stellte sich heraus, dass die bisherige Struktur mit Milizgremien den neuen Anforderungen nicht mehr genügte.
Dasselbe galt für unsere Produktionsabläufe, die der neuen WOZ nicht mehr gerecht wurden. Beides nahmen wir im Frühjahr 2004 in Angriff: Eine Arbeitsgruppe setzte sich die Reorganisation der Redaktion zum Ziel, eine andere die Überprüfung der Abläufe. Im November entschied sich die Redaktion für das Modell einer zweiköpfigen Redaktionsleitung, die Anfang 2005 eingesetzt wurde. Auch die Produktionsabläufe wurden nach einem längeren Diskussionsprozess effizienter gestaltet. Diese Neuorganisation absorbierte viele Kräfte und kostete Geld, doch sie war erfolgreich. Dank verbindlicherer Strukturen sind wir heute besser in der Lage, rasch auf Veränderungen und Krisen zu reagieren.
All diese Mehrkosten und Mindereinnahmen kumulierten sich zu einer beträchtlichen Summe, sodass die Genossenschaft Infolink (Herausgeberin der WOZ) das Jahr 2004 mit einem Rekordverlust von über 430 000 Franken abschliesst. Zum Glück konnten wir einen Teil dieses Verlusts mit dem restlichen Geld aus der Kapitalerhöhung 2003 (knapp 300 000 Franken) auffangen - wir gerieten erst in diesem Frühling in eine bedrohliche Lage. Kurzfristig bewahrten uns nur die Tatsache, dass wir keine Schulden haben, und die sofort einsetzenden grosszügigen Spenden unserer LeserInnen vor dem Aus.
2006 wird die WOZ 25
In den vergangenen zwei Monaten hat das WOZ-Kollektiv einiges unternommen, um die Finanzkrise zu überwinden: darunter sowohl kurzfristige Sparmassnahmen (etwa eine vorübergehende Reduktion der Zeitung auf 28 Seiten) wie auch Massnahmen zur langfristigen Kostensenkung (zum Beispiel wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die Vorschläge zum Personalabbau erarbeitet). Der Förderverein ProWOZ hat seine Aktivitäten zur Unterstützung der WOZ verstärkt und zusätzlich zu seinen bisherigen Geldquellen einen Kapitalfonds geschaffen, der das langfristige Überleben der WOZ sichern soll.
Und unsere LeserInnen haben schon 230000 Franken gespendet, um die WOZ zu retten.
Im Herbst 2006 wird die WOZ 25 Jahre alt: Dank Ihnen, liebe LeserInnen, haben wir gute Chancen, bis dahin wieder auf einer sicheren finanziellen Basis zu stehen. Noch brauchen wir aber mindestens 70000 Franken Spenden von Ihnen .
Vielen Dank!