ProWOZ-Kapitalfonds: Wir stecken alles in die Zeitung

Nr. 14 –

Mit der Unterstützung durch ihre LeserInnen kann die WOZ als unabhängiges linkes Blatt überleben.

Liebe Leserin, lieber Leser!

Vor zwei Jahren haben wir alles auf eine Karte gesetzt. Wir beschlossen, unsere Zeitung auszubauen, ohne zu wissen, ob sich diese Strategie langfristig finanzieren lasse. Viele andere Möglichkeiten hatten wir allerdings nicht: Vor die Wahl zwischen dem Sprung nach vorne und einer Gesundschrumpfung gestellt, entschied sich das WOZ-Kollektiv fürs Risiko. Unser Ziel waren 2000 neue Abos und zwanzig Prozent höhere Inserateeinnahmen innerhalb von zwei Jahren.

Diesen Ausbau haben Sie bezahlt, liebe Leserin, lieber Leser: 650000 Franken haben Sie der WOZ im Frühjahr 2003 für die Kapitalerhöhung zur Finanzierung der neuen WOZ gegeben. Und nun fragen Sie sich natürlich, warum wir schon wieder Geld von Ihnen wollen.

Ein Erfolg mit hohen Kosten

650000 Franken, das war für uns viel Geld. Es erlaubte uns, ein grosses Relaunch-Projekt zu realisieren. Unterdessen, fast zwei Jahre später, haben wir das ganze Geld in die Zeitung investiert und dabei alles umgesetzt, was wir versprochen hatten: Wir haben die WOZ zu einer Vollzeitung ausgebaut, wir haben die Ressorts Wirtschaft, Leben und Wissen eingeführt und ein neues Layout entworfen. Und wir konnten unsere Betriebsstrukturen weiterentwickeln: So wählten wir Anfang dieses Jahres zum ersten Mal eine Redaktionsleitung.

Der Erfolg kam sofort, die LeserInnen gaben uns Recht: Eineinhalb Jahre lang sind unsere Abozahlen kontinuierlich gestiegen, bis Ende 2004, als sie die Rekordhöhe von 13000 erreichten. Seither sind sie wieder leicht gesunken - hoffentlich nur saisonal und vorübergehend.

Doch leider war es nur ein Teilerfolg: Wir hätten zusätzliche 500 Abos und durchschnittlich 500 Kioskverkäufe mehr pro Woche gebraucht, zudem noch 200000 Franken zusätzliche Einnahmen aus den Inseraten, um unsere Geschäftsziele zu erreichen.

Über die Hälfte der 650000 Franken haben wir sofort, im Jahr 2003, in die Entwicklung und Lancierung der neuen WOZ gesteckt. Den Rest brauchten wir im Jahr 2004: etwa ein Drittel, um die neu geschaffenen Stellen weiter zu finanzieren, den Rest - zirka ein Sechstel - für Marketing. Die neue WOZ hat uns viel gekostet, zu viel im Vergleich zu den Mehreinnahmen, die sie uns gebracht hat. Im Anzeigenverkauf mussten wir 2004 sogar einen Rückgang (vor allem bei den kleineren Inseraten) hinnehmen. Dazu kam noch eine gute Portion Pech: eine happige Nachforderung der Mehrwertsteuer, mit der wir - wie viele andere Betriebe auch - nicht gerechnet hatten.

Schon im letzten Frühjahr zeichnete sich ab, dass wir unsere Ziele nicht ganz erreichen würden. Wir beschlossen zwar einen Personalstopp und weitere Kosten senkende Massnahmen, aber die wirkten nicht sofort. So machten wir im Jahr 2004 einen weit höheren Verlust als budgetiert (die genauen Zahlen zur Rechnung 2004 werden wir nach der Generalversammlung Ende April publizieren).

300000 Franken für 2005

Die Situation ist ernst, aber sicher nicht hoffnungslos, denn zum Glück sind wir nicht verschuldet. Seit Anfang Jahr haben wir eine Reihe von Sparmassnahmen eingeleitet, sodass wir unsere Liquidität kurzfristig sichern konnten. Weiter werden wir alles tun, um in diesem Jahr das Gleichgewicht zu finden (vgl. «Einstürzende Neubauten?»). Doch dafür sind wir auf externe Hilfe angewiesen. Um dieses Jahr zu überleben, brauchen wir 300000 Franken: um unsere Liquidität und unsere Kapitalbasis zu sichern, um Spielraum und Zeit zu gewinnen, die notwendigen Umstrukturierungen zu planen.

Vor zwei Wochen riefen wir Sie, unsere LeserInnen, auf, uns über diesen finanziellen Engpass hinwegzuhelfen. Das Echo war überwältigend: Bis jetzt sind 100000 Franken eingezahlt worden. Damit ist bereits ein Drittel des für 2005 nötigen Geldes beisammen. Ganz herzlichen Dank!

Dank Ihnen haben wir ein wenig Luft, um unseren Betrieb umsichtig und ohne Hauruckübung zu redimensionieren. Wir müssen das Kollektiv und unsere Zeitung so umgestalten, dass wir in Zukunft schneller auf konjunkturelle Schwankungen reagieren können.

Der ProWOZ wird immer wichtiger

In einem immer enger werdenden Zeitungsmarkt kann die WOZ nicht ohne die kontinuierliche Unterstützung durch ihre LeserInnen bestehen. Wir wollen weiterhin eine Qualitätszeitung machen, eine sperrige, linke Zeitung, die genau fragt und gegen den Strom schwimmt. Unabhängigkeit kann nicht am Markt finanziert werden. Noch nie konnte die WOZ mit Abos und Inseraten allein auf dem Markt bestehen. Seit es die WOZ gibt, musste das Kollektiv alle paar Jahre eine Finanzierungskampagne lancieren. Und ohne regelmässige Spenden geht es nicht. Im Gegensatz zu den anderen Printmedien finanzieren wir unsere Zeitung nicht hauptsächlich mit Inseraten, sondern mit Abos und Kioskverkäufen: Diese machen rund achtzig Prozent unserer Einnahmen aus, die Erträge aus Inseraten hingegen nur fünfzehn Prozent. Zudem steuert der Förderverein ProWOZ Jahr für Jahr rund fünf Prozent unseres Umsatzes mit Spenden bei.

In Zukunft muss der Anteil des Fördervereins ProWOZ an Bedeutung gewinnen. Je härter umkämpft der Zeitungsmarkt wird, desto mehr sind wir auf unsere LeserInnen angewiesen - auf allen Ebenen:

• Wir brauchen Sie als AbonnentInnen: Laut Medienanalyse der Wemf hat die WOZ 109000 LeserInnen, aber eine Auflage von 13417 verkauften Exemplaren. Die Zeitung wird von durchschnittlich acht Personen gelesen, doch nur eineR bezahlt sie, die anderen sieben lesen sie im Café, in der Wohngemeinschaft oder in der Bibliothek. Wenn nur ein Viertel dieser «MitleserInnen» die WOZ abonnieren würde, wären unsere Geldprobleme auf Jahre hinaus gelöst.

• Wir brauchen Sie als InserentInnen: Schalten Sie Ihre Annoncen und Kleininserate in der WOZ, damit erreichen Sie ein interessantes, überdurchschnittlich informiertes Publikum und helfen mit, die Zeitung zu finanzieren.

• Und wir brauchen Sie im Förderverein ProWOZ: Treten Sie bei, oder zahlen Sie in den ProWOZ-Kapitalfonds ein (siehe Beitrag nebenan). Nur mit einem starken und breit abgestützten Förderverein ProWOZ können wir weiterhin eine unabhängige, linke und relevante Zeitung machen.


PS:

Ihre Solidarität mit der WOZ ist überwältigend: Seit unserem Aufruf vor zwei Wochen sind 100000 Franken auf unser Konto eingezahlt worden. Vielen Dank! Damit haben wir ein wenig Luft bekommen, um die notwendigen Umstrukturierungen in unserem Betrieb umsichtig und langfristig zu planen. Leider ist das aber noch nicht genug: Wir brauchen weitere 200000 Franken, um bis Ende dieses Jahres ins Gleichgewicht zu kommen.