WOZ-Podium in Basel: Wie viel Nähe muss sein?

Nr. 27 –

Die WOZ in der globalisierten Welt: Wer braucht eine linke Zeitung?

Letzte Woche lud die WOZ nach Basel zu einem Podium. Thema: Die WOZ, die Globalisierung, die sozialen Bewegungen.

Die profilierte Basler Journalistin und ehemalige AZ-Redaktorin Linda Stibler erinnerte direkt zu Beginn der Veranstaltung in der ehemaligen Volksdruckerei an alte und neue Abhängigkeiten der JournalistInnen. Früher habe man für liberale, christliche oder sozialistische Blätter geschrieben und sich dabei sehr eingeengt gefühlt. «Diese politische Abhängigkeit haben wir in den letzten Jahren gegen eine viel schlimmere Form der Abhängigkeit eingetauscht: den Kommerz.» Vor diesem Hintergrund sei die reine Existenz der WOZ einfach wichtig.

Zu reden gab die Beziehung zwischen der WOZ und den sozialen Bewegungen. Die Zeitung müsse - wie es der «Vorwärts»-Journalist Reto Plattner sagte - auch einen Nutzwert haben. Konkret bestünde dieser Nutzen darin, dass die WOZ die Entwicklung bei den sozialen Bewegungen begleite. Leider sei sie dafür allerdings zu weit von den Bewegungen entfernt. Scharfe Kritik formulierte auch Hans Schäppi, ehemaliger Vizepräsident der Gewerkschaft GBI (heute Unia): Die WOZ sei zu sozialdemokratisch, zu postmodern, zu oberflächlich.

Im Unterschied zu Plattner und Schäppi verlangte Stibler keine besondere Nähe zu den sozialen Bewegungen: «Eine Zeitung wie die WOZ soll von Journalisten und Journalistinnen gemacht werden und nicht von Aktivisten.» Ihre Aufgabe bestehe darin, die LeserInnen instand zu setzen, selber zu entscheiden: «Es geht um Themen und nicht um Bewegungen.»

Für WOZ-Inlandredaktorin Bettina Dyttrich ist die Nähe zu den sozialen Bewegungen ein wichtiger Bestandteil des WOZ-Selbstverständnisses: «Wichtig ist für uns aber auch, dass wir genau hinschauen, wo andere nicht hinschauen.»

Die Moderatorin des Abends, WOZ-Auslandredaktorin Judith Huber, wollte von den Anwesenden darauf wissen, wo sich die WOZ denn vermehrt zu profilieren habe. Schäppi und Plattner sagten unisono: «Sicherheit», und meinten damit alle Fragen rund um die Grundrechte und ihre schleichende Einschränkung. Linda Stibler wünschte sich, dass wieder vermehrt über die Wachstumsfrage debattiert werde. «Ich bin manchmal ratlos, wenn ich höre, dass auch die Gewerkschaften auf Wachstum setzen.»

Das engagierte Publikum bestritt den zweiten Teil des Abends. Die WOZ solle für die verzettelten sozialen Bewegungen als Klammer und Katalysator funktionieren: «Viele Leute sind aktiv, aber sie finden nicht zueinander.» Wichtig war dem Publikum auch die präzise Verwendung der Sprache: «Enttarnt die Schönredner und ihre Klischees. Nennt Ausschaffungen Deportationen.»

Für Diskussion sorgte auch ein Redner, der sich darüber beklagte, dass die WOZ keine Kampagne für das Referendum gegen die Abschaffung der Stempelsteuer gemacht habe. Linda Stibler erwiderte kurz: «Zeitungen müssen informieren, keine Kampagnen führen.»