Jo Lang: Die Abwahl eines Kritikers
Die Mail traf im Sommer während der Armeediskussion ein: «Das Desinteresse der WOZ zur Armeefrage mutiert vom Ärgernis zum Skandal. Die WOZ hätte die noble Aufgabe, die Linke aus ihrem Phlegmatismus in Armeefragen zu wecken. Aber wie soll eine Schläferin andere SchläferInnen wecken?» Wegen solcher Mails schätzte man Jo Lang, nicht nur auf dieser Redaktion. Da sass einer im Parlament, der nachhakte und sich empören konnte, im Sinn von Stéphane Hessel: zuletzt über die Zuger SVP, die «Internierungslager» für Asylsuchende wollte.
Am Sonntag hat es knapp nicht für die Wiederwahl gereicht: CVP und FDP machten eine Listenverbindung, die erste in der Geschichte von Zug, die einzige dieses Jahr zwischen den beiden Parteien schweizweit. Das erklärte Ziel: Lang abzuwählen, der sich immer auch gegen die neoliberale Steuer- und Standortpolitik seines Kantons stellte. Nur 150 Personen mehr hätte es gebraucht, die links wählten, und der Sitz der Alternativen wäre gesichert gewesen. Schwach vor allem das Ergebnis der SP. Die einstige Arbeiterpartei kommt in Zug noch auf fünf Prozent.
Mit Lang fehlt in Bern die nächsten vier Jahre ein wichtiger Armeekritiker und Friedenspolitiker. Eine Integrationsfigur zwischen Rot und Grün, die «vereinigte Linke» ist eines seiner Lieblingswörter. Und schliesslich ein Historiker, der über christlich-konservativen Nationalismus und Antisemitismus forscht. Deswegen hat er die RechtspopulistInnen immer kritisiert: «Ein Kandidat für 71 Prozent», so hiess sein Aufruf in der WOZ, mit dem er als Erster die Abwahl von Christoph Blocher forderte.
«Das Bundeshaus war ein Ort, an dem ich mich wohl fühlte», sagt Lang nach der Niederlage. «Aber ich werde weiterkämpfen.» Mit der GSoA gegen Kampfjets, Wehrpflicht und Streumunition. Wir freuen uns auf die nächste Mail.