Film: Liebesstreik gegen das Regime
Leïla (Leïla Bekhti) lebt in einem arabischen Dorf, irgendwo im Nahen Osten oder in Nordafrika. Sie selbst ist keine Einheimische. Nach einer Fehlgeburt will sie sich gegen das alte Regime auflehnen. Schon seit Generationen müssen nämlich in diesem namenlosen Dorf die Frauen im Schweisse ihres Angesichts das Wasser holen. Leïla führt ihre Fehlgeburt auf ebendiese Strapazen zurück.
Ihr Mann Sami (Saleh Bakri), ein Lehrer, unterstützt sie. Aber der Liebesstreik, mit dem die Frauen ihre Rechte einfordern, wird von den meisten Männern weniger gut aufgenommen. Loubna (Hafsia Herzi) träumt unterdessen von mexikanischen Seifenopern, von Romantik und einem besseren Leben. Vieux Fusil (Biyouna) unterstützt die jungen Frauen in ihrem Kampf, während Fatima (Hiam Abbas) sich auf die Tradition beruft.
Radu Mihaileanu legt mit seinem fünften Spielfilm – einem seiner besten – eine Tragikomödie vor, in der wichtige Themen auf unterhaltsame Weise aufgearbeitet werden. Mihaileanu, der das Drehbuch zusammen mit Alain-Michel Blanc und Catherine Ramberg geschrieben hat, liess sich dabei von einer wahren Geschichte inspirieren, aber auch von literarischen Vorbildern, die sich bis auf den altgriechischen Komödien- und Tragödiendichter Aristophanes zurückverfolgen lassen.
Es sind immer wieder grosse Themen, die Mihaileanu in seinen Filmen behandelt. Manchmal, wie etwa in seinem letzten Film, «Le concert», gelingt ihm das nur zum Teil. Immer aber sind es bewegende menschliche Geschichten, die er erzählt: Sei es jene des äthiopischen Jungen in «Va, vis et deviens» oder jene der irrwitzigen Flucht vor dem Holocaust in «Train de vie» – und eben nun der Kampf der Frauen in «La source des femmes»: ein scheinbar aussichtsloser Kampf gegen die Tradition, das Patriarchat und neue Mächte wie den Islamismus. Koproduzent ist kein Geringerer als der Starregisseur Luc Besson – ansonsten eher für diverse Actionkisten bekannt.
La source des femmes. Regie: Radu Mihaileanu. Belgien/Italien/Frankreich/Marokko 2011