Deutschland : Heuern, feuern und wieder heuern

Nr. 17 –

Trotz Krise hat die deutsche Wirtschaft im letzten Jahr einen Aufschwung erlebt. Dazu beigetragen haben, speziell in der Automobilbranche, zunehmend flexibilisierte Arbeitsverhältnisse. Gemäss der Studie «Schwarzbuch Leiharbeit» der deutschen Industriegewerkschaft Metall ist die Zahl derer, die bei Leiharbeitsfirmen angestellt sind, auf fast eine Million gewachsen. So arbeiteten bei Porsche oder BMW mehr LeiharbeiterInnen als Festangestellte.

Insgesamt machen zwar ausgeliehene ArbeiterInnen nur drei Prozent der Angestellten aus. Doch viele Unternehmen und die Bundesregierung sehen Leiharbeit als ein Erfolgsinstrument, mit dem die Bundesrepublik die Wirtschaftskrise überwinden könne. Leiharbeit sei meist auch nur ein erster Schritt zu einer langfristigen Festanstellung.

Die Analyse zeigt jedoch, dass dieses Versprechen selten erfüllt wird. So dient Leiharbeit nur selten zur temporären Überbrückung von Engpässen, sondern ist Teil einer dauerhaften Unternehmensstrategie zur Einsparung von Löhnen, Sozialabgaben, Steuern. Laut einer Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung ist die Einkommensungleichheit in Deutschland seit den neunziger Jahren viel stärker angewachsen als in anderen Industrieländern. Zudem steige das Krankheitsrisiko mit Leiharbeit erheblich an, stellte die Techniker-Krankenkasse TK fest.

Anders als viele südeuropäische Länder hat Deutschland die 2008 verabschiedete EU-Richtlinie, die die gleiche Entlöhnung von LeiharbeiterInnen und Festangestellten vorschreibt, nur unvollständig umgesetzt.