Editorial: Musik aus der Rösterei, Sound in der eigenen Stube
Sechs WOZ-RedaktorInnen und fünf freie WOZ-Mitarbeiter haben sich für diese Ausgabe von «WOZ Musik» Gedanken über die Orte gemacht, an denen in der Schweiz Musik stattfindet. Ihre musikalischen Vorlieben sind breit gefächert, und so überraschen sie mit einem unkonventionellen Mix aus Veranstaltungsorten, die man im weitesten Sinn als «Clubs» bezeichnen kann. Bei ihrer Auswahl haben sich die Schreibenden nicht nur an persönliche Vorlieben und das Naheliegende erinnert, sondern auch solche Orte einbezogen, die für einen bestimmten Musikstil exemplarisch sind oder als Orte eine besondere Geschichte aufweisen. Bei einigen AutorInnen spiegelt sich ihre musikalische Sozialisation und die regionale Herkunft, andere haben sich stärker von der Neugier leiten lassen und weniger bekanntes Terrain besucht.
Es ist auffallend, dass alle AutorInnen sehr früh mit Musik in Berührung gekommen sind und bis heute regelmässig Konzerte besuchen. Für ein vielversprechendes Konzert nehmen sie auch mal beschwerliche Reisen auf sich. Einige spielen ein Instrument, stehen selbst auf der Bühne und/oder sind im Hintergrund als KulturveranstalterInnen aktiv respektive waren es einmal.
In ihren Geschichten geben die meisten der zum Teil jahrelangen Suche nach dem Konzertort Raum. Sie erzählen von Berg-und-Tal-Fahrten auf kurvenreichen Strecken. Am Ende sind sie auf eine ehemalige Industriehalle oder eine alte Fabrik gestossen, auf ein stillgelegtes Kino, eine ehemalige Kaffeerösterei, ein umfunktioniertes Restaurant, auf Räumlichkeiten in einem Bahnhof oder das eigene Wohnzimmer, das als «Club» dient. Es sind atmosphärisch aufgeladene Orte oder solche mit einer unverwechselbaren Geschichte, die hier vorgestellt werden.
Die jüngsten «Clubs» sind seit knapp vier Jahren in Betrieb, und die ältesten gehen auf die dreissig zu. Sie werden von Menschen bewirtschaftet, die viel Enthusiasmus und Engagement mitbringen. Geld steht meistens nicht im Zentrum, aber am Schluss wird es auch in diesen Läden gezählt.
WOZ-Fotoredaktor Andreas Bodmer hat die verschiedenen Veranstaltungsorte in den vergangenen zehn Tagen fotografiert. Die Reise führte ihn nach Pratteln, Düdingen, Luzern, St. Gallen, Ilanz und Thun. Er stellt den Raum ins Zentrum, wie man ihn während der Konzerte selten sieht: leer, gut ausgeleuchtet – und aus der Perspektive von MusikerInnen, die auf der Bühne stehen.