Immer und ewig: Nils Koppruch: Weiter hören, tagein, tagaus

Nr. 42 –

Er war unglaublich charmant. Und schön. Und witzig. Und nun ist er tot: Nils Koppruch. Der Hamburger Sänger und Liederschreiber ist am 10. Oktober 2012, kurz vor seinem 47. Geburtstag, nicht mehr aufgewacht – und ich will diese traurige Geschichte einfach nicht glauben. Bestimmt ist es nur eine Anekdote aus einem seiner Lieder. Schliesslich sang er ja auch: «Ich hab das Loch in der Welt gesehen, ich hab reingeschaut, jetzt weiss ich, wie sie den Tag andrehen und wer die Stunden zerkaut» oder «Manche Tage sind schwärzer als die Nacht, und manche Nächte sind finstrer, als das Loch, das ich mir grab.» Unverkennbar dabei seine nasale Stimme und sein Gitarrenspiel, das an US-amerikanische Country Music erinnert. Zwischendurch spielte er auch Mundharmonika, wie es sich für jeden echten Cowboy gehört.

Koppruchs Konzerte waren etwas vom Schönsten überhaupt. Da stand der grosse bärtige Mann in Cowboystiefeln, eine Gitarre umgehängt, und strahlte ins Publikum. Seine Augen leuchteten, und die weissen Zähne glänzten. Seinem Publikum gab er stets das Gefühl, etwas Besonderes zu sein. Er sei etwas nervös und verhalten, entschuldigte er sich bei seinem letzten Konzert im Café Kairo in Bern im Oktober letzten Jahres. Deswegen öffnete er einen von einem Freund gebrannten Schnaps und sagte: «Den trinken wir jetzt gemeinsam aus, und dann tanzen wir nackt auf der Bühne herum.» Am Ende war die Flasche leer, und natürlich tanzte niemand nackt herum – aber alle waren glücklich.

«Jemand ist gestorben», sagte mir mein vierjähriger Sohn, der seit seinem Koppruch-Konzertbesuch im Mai dieses Jahres ein grosser Fan ist, und ergänzte: «Nils Koppruch.» Und als ich ganz glasige Augen bekam, fragte er mich: «Warum schaust du so komisch?», und ich sagte, weil ich es traurig fände, dass Nils Koppruch tot sei, weil wir nun nicht mehr an seine Konzerte gehen und dort seine Musik hören könnten. Mein Sohn strahlte mich an und erwiderte: «Doch, seine Musik können wir ja immer noch hören.» Wie wahr. Und das tun wir, tagein, tagaus. Denn, wie Koppruch sang: «Hier kannst du mich finden, wenn du mich suchst, wenn du nicht siehst, dass ich längst neben dir sitz.» süs