Hooligankonkordat: Die anderen Petardenwerfer
Alkoholverbot, lückenlose elektronische Ausweiskontrolle, kombinierte Tickets für Anreise und Eintritt ins Stadion: Das sind die wesentlichen Punkte der Verschärfungen des sogenannten Hooligankonkordats. Fussball- und Eishockeyspiele sollen ab 2013 zu Beginn der Saison in drei verschiedene Sicherheitsstufen eingeteilt werden. Mit einer diese Woche vorgestellten Rahmenbewilligung, jeweils gültig für ein Jahr, werden darauf basierend verschiedene Massnahmen verfügt, an die sich Klubs und ZuschauerInnen halten müssen. Die Konferenz der Kantonalen Justiz- und PolizeidirektorInnen (KKJPD) geht damit weiter auf dem vor Jahren eingeschlagenen Weg der Repression und der Kollektivverdächtigungen.
Man kann den Sinn der neuen Massnahmen bezweifeln. Künftig dürfen ZuschauerInnen nur noch mit Kombitickets und Sonderzügen an gewisse Auswärtsspiele fahren. Ein in Zürich wohnhafter oder arbeitender Fan des FC Basel muss also erst nach Basel fahren, um von dort im Extrazug ans Spiel nach Zürich zu reisen. Tut er das nicht, kann er sich nur ein Ticket für den neutralen Stadionsektor kaufen, wo der Eintritt wesentlich teurer ist als im Gästesektor.
Man kann auch die Vereinbarkeit der Massnahmen mit den Grundrechten bezweifeln. Mit der «lückenlosen» elektronischen Identitätskontrolle wird etwa faktisch eine bisher nicht existente Ausweispflicht eingeführt, die noch dazu von bisher dafür nicht befugten privaten Sicherheitskräften durchgesetzt werden soll.
Man kann aber auch schlicht die Umsetzbarkeit der Massnahmen bezweifeln. Wie will die Polizei 300, 500 oder gar 1000 Fussballfans am Samstagabend nach Ladenschluss an Bahnhöfen davon abhalten, in Regelzügen an Auswärtsspiele zu fahren?
Die Justiz- und PolizeidirektorInnen werfen Nebelpetarden, wenn sie diese Massnahmen als Lösung präsentieren. Es geht ihnen um mehr Geld, mehr Personal und mehr Kompetenzen. Dafür veranstalten sie viel Lärm und Klamauk.
Fussballfans in mehreren Kantonen werden den Konkordatsbeitritt mit Referenden bekämpfen. Zudem haben sie in der Vergangenheit erstaunliche Kreativität und Ausdauer bewiesen, wenn es darum ging, verschärfte Regeln zu umgehen, ad absurdum zu führen und zu Papiertigern zu machen. Bleibt nur zu hoffen, dass sie es auch diesmal tun – als Akt zivilen Ungehorsams.