Faire Mode: Fair muss es überall sein

Nr. 48 –

An der Universität Zürich forscht und doziert Mark Starmanns über fairen und ethischen Handel. Seit einigen Jahren beschäftigt er sich speziell mit dem Thema faire Mode. Nun gibt er auch Tipps an KonsumentInnen.

WOZ: Mark Starmanns, Sie sind Mitgründer des Webportals «Netzwerk Faire Mode», das Konsumenten und Konsumentinnen über Modefirmen informieren will, die sozial und ökologisch produzieren. Wie kam es dazu?
Mark Starmanns: Seit 2005 forsche ich zum fairen Handel. 2009 habe ich eine Studie zum Thema «Wie ethisch korrekt ist ‹made in Switzerland›?» geleitet. Dabei haben wir rund dreissig Schweizer Textilfirmen danach befragt, was sie unter fair produzierter Mode verstehen. In der Folge kam die Mitgründerin Katharina Wehrli auf mich zu, die sich seit Jahren mit fairer Kleiderproduktion beschäftigt. Wir haben beobachtet, dass es viele Leute gibt, die durchaus fair produzierte Mode kaufen möchten. Doch der Labeldschungel der vielen Zertifizierungsorganisationen führt bei Kunden und Firmen oft zu mehr Verwirrung als zu Klärung.

Ist der Konsum von «fairer Mode» nicht auch eine Frage des Preises?
Natürlich, aber Sie können als Konsumentin eine sozial-ökologische Kaufentscheidung treffen. Zwar sind die Produkte von Firmen, die fair produzieren, teilweise teurer. Aber der Preis muss nicht etwas mit den Produktionsbedingungen zu tun haben. Ausschlaggebend für den Preis sind vor allem Marketing- und Overheadkosten und die Stückzahlen. Da konventionelle Produkte in viel grösseren Mengen hergestellt werden, als es bei Zertifizierten der Fall ist, sind sie oft billiger. Wenn sich das eines Tages ändert, dann wird auch faire Mode billiger.

Wie definieren Sie «faire Mode»?
Wir definieren den Begriff «fair» immer als sozial gerecht und ökologisch. Denn man sollte innerhalb der Wertschöpfungskette in der Textilindustrie nicht nur die Löhne und Arbeitsbedingungen anschauen. Es geht genauso um ökologische Kriterien, etwa darum, ob bei der Produktion die Umwelt verschmutzt wird. Normalerweise werden diese Kosten auf die Gesellschaft in den Produktionsländern abgewälzt. Würde man sie aber zum Verkaufspreis addieren, wäre noch einmal alles teurer. Fair heisst also zu versuchen, auf allen Ebenen der Wertschöpfungskette etwas zu verbessern.

Für faire Mode mehr zu bezahlen, erfordert auch ein Umdenken im Konsumverhalten. Wie kann man das fördern?
Man kann zum einen Hürden reduzieren, indem man die Konsumenten über Produktionsstandards informiert und darüber, wo faire Produkte zu finden sind. Oder zum andern, indem man Anreize für die Händler schafft, damit diese ihr Angebot erweitern. Diese positiven Ansätze verfolgen wir mit dem Netzwerk Faire Mode. Man könnte aber auch Verbote durchsetzen, etwa dass Kleider, die toxische Materialien enthalten, nicht auf den Markt kommen dürfen.

www.netzwerkfairemode.ch