Fussball und andere Randsportarten: Please tell me you can

Nr. 18 –

Etrit Hasler über Veränderungen bei der Fifa.

Es war nun nicht gerade die grosse Überraschung, als letzte Woche Alexandra Wrage, Präsidentin des Antikorruptionsnetzwerks Trace, aus der sogenannten «Reformgruppe» des Fussballverbands Fifa zurücktrat. Ihr Argument: Die Fifa sei nur bereit, «Reformen zu vollziehen, welche für die Mächtigen nichts ändern». Na, wer hätte das gedacht. Oder um die schwedische Rockband «The Hives» zu zitieren: «Hate to say I told you so».

Etwas überraschender war da schon Alexandra Wrages Kritik am vollständigen Fehlen der Schweizer Bundesregierung in diesem Reformprozess. Schliesslich sei nur diese Regierung in der Position, die Fifa zu Reformen zu zwingen. Reformen wie zum Beispiel eine Offenlegung der Gehälter oder Integritätschecks durch Externe. Das Überraschende daran ist natürlich nicht die Information, dass der Bundesrat eher kollektiv zurücktreten würde, als sich am heissen Eisen Fifa die Finger zu verbrennen. Vielmehr ist es bedeutsam, dass dies jemand öffentlich und laut sagt. Zeitweise werde ich das Gefühl nicht los, dass sich in der nationalen Politik nur SVP-Nationalrat Rino Büchel um das Thema kümmert – was den sonst am rechten Rand polternden Rheintaler auch nicht verständlicher macht.

Es würde mir natürlich fernstehen, die Untätigkeit des Bundes ausgerechnet der Tatsache zuzuschieben, dass das dafür zuständige Departement in der Hand des Fundamentalchristen Ueli Maurer steht, der die Frauen am liebsten zurück an den Herd und alle Albaner zurück in den Balkan verbannen möchte. Ich kann durchaus verstehen, dass ein Mann, dessen mathematische Fähigkeiten anscheinend schon von einem simplen Flugzeugkauf massiv überfordert werden, keine zusätzlichen Ressourcen frei hat, sich um zwei korrupte Sportverbände (die Fifa und das Olympische Komitee, IOK) zu kümmern – insbesondere da er bis vor kurzem damit beschäftigt war, für Letzteres als Botschafter durch unsere Berglandschaften zu touren, um die BerglerInnen davon zu überzeugen, Millionenbeträge für ein fragwürdiges Imageprojekt auszugeben. Verzeihung, das klang jetzt gerade nach Verschwörungstheorie. Ist aber so.

Und man darf durchaus Ueli Maurers Verdienste für den Schweizer Sport einmal loben. So zeigt sich in der Vorbereitung für das Eidgenössische Schwingerfest in Burgdorf, dass diejenigen Athleten, welche ihren WK in Magglingen gemeinsam damit verbringen dürfen, sich gegenseitig ins Sägemehl zu legen, tatsächlich einen Wettbewerbsvorteil haben und bei den Vorbereitungsturnieren abräumen. Nichts gegen Schwingen – genauso wie im Fussball oder beim ZSC ist es unfair, von der Arschlochquote unter den Fans auf den Sport selber zu schliessen. Und dass sich die Schwinger ihre Vorbereitung aus dem ohnehin überdimensionierten Budget des VBS finanzieren lassen, darf man durchaus als Beitrag zur endgültigen Abschaffung der unnötigsten Armee der Welt wertschätzen.

Scherz beiseite: Sepp Blatter, der «korrupteste Mensch der Welt» (in den Worten von Ex-«Titanic»-Chef Martin Sonneborn) hat vor kurzem durchblicken lassen, dass er entgegen allen anderslautenden Ankündigungen vielleicht/wahrscheinlich/ziemlich sicher doch noch für eine fünfte Amtszeit als Fifa-Präsident kandidieren könnte/will/wird.

Womit klar ist, dass sich bei der Fifa nochmals vier Jahre lang gar nichts ändern will und wird. Wessen Stimmen Blatter dafür kaufen muss, ist derzeit noch unklar. Klar ist jedoch, dass er sich mindestens eine Wahl erkauft hat. Dies gab der ehemalige Fifa-Vizepräsident Jack Warner zu Protokoll, nachdem das FBI seinen Sohn in Haft gesetzt hatte. So traurig das ist, aber die US-Strafverfolgungsbehörden könnten die Einzigen sein, die Sepp Blatter in meiner Lebzeit noch zum Rücktritt zwingen. Beim Bankgeheimnis hat es ja auch geklappt.

Please, Barack Obama. Please tell me you can.

Etrit Hasler harrt der Unsauberkeiten, die da noch kommen werden.