Unipolitik: Mikrowelle statt Mitwirkung
Darauf haben die StudentInnen der Universität Zürich über 35 Jahre lang gewartet: eine verfasste StudentInnenschaft, die auf die Entwicklung der Uni Einfluss nehmen kann. Zuletzt gab es das 1977. Der rechtsbürgerliche Bildungsdirektor Alfred Gilgen schaffte die Studentenschaft der Uni Zürich (SUZ) damals ab, weil sie von marxistischen Gruppierungen dominiert war. Mehrere Versuche, wieder eine öffentlich-rechtliche Körperschaft einzurichten, scheiterten. Im Jahr 2012 stimmte der Kantonsrat der Schaffung des Verbands der Studierenden der Universität Zürich (VSUZH) zu. Vor einer Woche nun hat dieser sich konstituiert. Doch die Hoffnung derer, die sich für eine StudentInnenschaft einsetzten, die auch auf die politische Entwicklung der Universität Einfluss nehmen kann, wurden bei den ersten Wahlen des VSUZH enttäuscht. Es setzten sich jene Interessengruppen durch, die eine «pragmatische und weniger ideologische Politik» betreiben möchten. Als wichtigste Ziele nannte Servan Grüninger, Gründer der Interessengemeinschaft Irchel (IGI) und stärksten VSUZH-Fraktion, gegenüber der Zürcher Studierendenzeitung: einen Relaxraum, Mikrowellen und eine Studibar.
Hernani Marques, Mitglied der linken Hochschulgruppe kritische Politik (kriPo), ärgert sich über diese «Mikrowellisierung» der Unipolitik: «Wir hätten sehr viel wichtigere Themen wie die Abschaffung der Studiengebühren oder eine Demokratisierung der Uni, in der die Studierenden auch wirklich mitreden können.» Doch davor fürchtet sich die «pragmatische Fraktion» des VSUZH offensichtlich. Wohl auch aus der historisch begründeten Angst, dass der VSUZH wieder abgeschafft werden könnte, wenn er politisch zu laut werden würde.