Wichtig zu wissen: Der Fehlkauf

Nr. 36 –

Über das endgültige Schicksal des Gripen.

Der Bundespräsident hatte es in der Kaserne Lyss verkündet: «Die Hangartüre ist offen, und der Gripen schaut schon heraus.» Doch mochte Herr Maurer auch ganz aus dem Häuschen gewesen sein – dem Gripen selbst behagte gar nicht, was er durch die offene Hangartüre erblickte, und er rümpfte unwillkürlich die spitze, mit einem Skyward-G-Infrarotsensor bestückte Nase. Ihn, den wohl wichtigsten Akteur in der ganzen Farce, hatte wieder einmal niemand gefragt. Keiner hatte sich bei ihm erkundigt, ob er in dieses befremdliche Zwergenland geschickt werden wolle, wo die Kinderbetreuungskosten horrend waren und die wenigen gross gewachsenen Bewohner sich regelmässig in homoerotisch anmutender Manier auf gehäckselten Tannenbäumen wälzten.

Nun, dies konnte ihm ja noch egal sein. Auch dass die ParlamentarierInnen des Zwergenlandes ihren Kaufbeschluss ausgerechnet auf das unglückselige Datum 11. September hatten legen müssen. Nein, was ihm wirklich nicht behagte, war die Institution, in deren Dienst er gestellt würde. «Milizarmee» nannten sie dieses unselige Konstrukt, das sich zäh behauptete – einer Abschaffung desselben widersetzte sich das Zwergenvolk immer wieder vehement. Obwohl das Land weniger EinwohnerInnen zählte als seine Heimat Schweden, war dessen Armee fast zehnmal so gross. Selbst die dumpfbackigsten Bewohner wurden zum Wehrdienst gezwungen und hantierten dort lustlos mit den Geräten herum, die man ihnen zur Verfügung stellte. Der Gedanke daran, wie unmotivierte, zwangsrekrutierte Zwergenfinger an seinen Armaturen herumhebelten, liessen den Gripen erschaudern. In der heftigen Regung aus Furcht und Abscheu zerfiel er sodann in seine Einzelteile.

Dies wiederum brachte den «Mann von der Armasuisse», wie er im Sprech der Sicherheitskommission stets genannt worden war, in eine Situation grosser Verlegenheit. Er hatte die fünfzehn Prozent des Vertrags mit der Firma Saab wirklich gewissenhaft studiert. Und als nach der Kommissionsbesprechung in der Villa Sträuli zu Winterthur die Häppchen gereicht wurden, war er sicher, dass der lückenhafte Passus mit der Konventionalstrafe, den er auf Ueli Maurers Weisung hin verschwiegen hatte, nie zum Tragen kommen würde. Nun lastete eine unwiederbringliche Milliarde Schweizer Franken Akontozahlung schwer auf seinen Schultern. Eine Drohne der Zürcher Stadtpolizei kreiste über seinem hängenden Schädel, hinter der Kaserne kifften die Rekruten. Hätte es die Armee nicht gegeben, wäre er nie in dieses Schlamassel geraten, dachte er, ging nach Hause und beantragte eine GSoA-Mitgliedschaft.

Die im Hangar verstreuten Gripen-Bauteile wurden vom VBS eingesammelt, in einen Lastwagen verfrachtet und zur Villa Sträuli gebracht, wo ein Artist in Residence sie zu einer monumentalen Plastik verarbeitete, deren Verkaufserlös in einen Fonds zwecks Erwerb stabilerer Kampfflugzeuge fliessen sollte. Die Käuferin der Plastik, eine begüterte US-Amerikanerin, würde ihren BesucherInnen bei der Besichtigung jeweils vorschwärmen: «Isn’t it nice? I got it in Sweden.»

Susi Stühlinger wollte Militärpilotin werden. Lange ists her.