Olma: Messe für die Schweiz

Nr. 42 –

Die Olma: Ein Hort der Innovation!

Schweinchen Pupsi machte alles richtig. Ganz anders als jener unselige Kollege, der letztes Jahr auf die Jacke der Bundespräsidentin gepieselt hatte. Der kokelte jetzt auf den übers Messegelände verteilten Grillrosten – als Bratwürste, recht so. Pupsi hingegen hat das Fotoshooting mit Ueli Maurer bravourös gemeistert, und der blaue Schutzanzug, der von der Messeleitung nach dem Vorfall mit Eveline Widmer-Schlumpf für dieses Jahr eingeführt worden war, wäre gar nicht nötig gewesen.

Sowieso war die Olma eine tolle Sache und wurde als Ganzes nur noch von der wohlbekannten rhetorischen Eleganz ihres Festredners übertroffen. Wie der Bundespräsident in seiner Rede gekonnt den Bogen zwischen Ernährungs- und Landessicherheit gespannt und auch noch gleich einen dezenten Werbespot für den Gripen-Kauf platziert hat! Und auch inhaltlich: «Ich möchte», so sagte er, «einige Trends ansprechen, die meiner Meinung nach zu wenig beachtet werden, obwohl eigentlich die Alarmglocken läuten müssten.» Sodann brachte Maurer beängstigende Neuigkeiten aufs Tapet, von denen man weltweit noch kaum je gehört haben dürfte: Offenbar nahm die Weltbevölkerung rasant zu, die Nahrungsmittelpreise stiegen, und weltweit fand ein Wettlauf um die Ressourcen statt. Das waren in der Tat keine guten Nachrichten, doch der Bundespräsident schloss seine Rede ermunternd mit dem Aufruf zur Anbauschlacht im Geiste der Olma-Gründung anno 1943, mit der die Schweiz die Ernährungssouveränität aufrechterhalten konnte.

Pupsi war stolz, dereinst selbst einen wichtigen Beitrag zu diesem grossen Ziel zu leisten – und sei es nur in Form von Schwarten und Därmen. Pupsi war ein intelligentes Tier und wusste, dass es selbst als armes Schweinchen nur ein kleines Rädchen im Getriebe des grossen Ganzen war. Dann brunzte Kuh Alma nebenan geräuschvoll auf die Schuhe eines unwesentlichen Lokalpolitikers, und Pupsi wurde aus seinen Gedanken und zurück ins Hier und Jetzt geholt. Olma. Eigentlich hätte die Olma seit knapp zehn Jahren ja gar nicht mehr Olma heissen müssen, sondern Smel, für Schweizer Messe für Ernährung und Landwirtschaft. Aber das klang irgendwie blöd, so nach dem englischsprachigen «smell», und genau diesen Stallgeruch verbreitete die Olma mit ihrer Neuausrichtung auf die grossen globalen Fragen ja gerade nicht. Die Olma von heute war progressiv, mit Veranstaltungen wie «Tierärzte gegen Armut und Hunger in Afrika» oder der Diskussionsrunde der aufgeweckten Landjugend zum Thema «Mit Essen spielt man nicht! Gilt das auch für die Lebensmittelindustrie?».

Pupsi war überzeugt: Die Olma ist ein wahrer Ort der Innovation, von dem die Schweiz sich einiges abgucken könnte. Zum Beispiel auch die Zutrittsregelung für die Degustationshallen vier und fünf: Dort wurden zu den Spitzenzeiten nur so viele Menschen eingelassen, wie die Hallen zeitgleich verliessen – ein Denkanstoss, den Pupsi mit Bezug auf die schweizerische Migrationspolitik gern mit Ueli Maurer diskutiert hätte.

Susi Stühlinger weiss neuerdings, dass der Schweinedarm der St. Galler Kalbsbratwurst gemäss Verordnung einen Durchmesser zwischen 26 und 42 Millimetern haben darf.