UBS-Verschwörer: Rette sich, wer kann!

Nr. 43 –

Schweigen oder singen? Diese Frage treibt derzeit die Schweizer Banken um. Bis Ende des Jahres können sie beim US-Justizdepartement ihre Schuld eingestehen, reichen US-BürgerInnen bei der Steuerhinterziehung geholfen zu haben, und entsprechende Bussen zahlen. Oder sie melden sich nicht, weil sie sich unschuldig fühlen oder hoffen, die USA hätten keine Beweise in der Hand. Bleiben oder reisen? Diese Frage beschäftigt die rund dreissig Banker, Anwälte und Treuhänder, die von den USA bereits angeklagt sind. Die Ablasszahlungen der Banken werden sie auch künftig nicht vor einer Verhaftung schützen.

Ihr prominentester Name: Raoul Weil, die einstige Nummer drei der UBS. Ob er tatsächlich nur unvorsichtig Ferien machte in Bologna und von einem neuen Touristenmeldesystem überrascht wurde? Oder ob er seine Verhaftung am letzten Samstag wissentlich in Kauf nahm: Sie wirft noch einmal ein Schlaglicht auf die kriminellen Methoden der UBS, die den Anfang vom Ende des Bankgeheimnisses bedeuteten. In der Anklageschrift gegen Weil, bis 2009 Chef der globalen UBS-Vermögensverwaltung, ist detailliert beschrieben, wie die Bank KundInnen mit einem Gesamtvermögen bis zu zwanzig Milliarden US-Dollar anwarb. Und vor allem ist von «Mitverschwörern auf höchster Managementstufe» die Rede: Gemeint sein dürften etwa der damalige Chefjurist Peter Kurer, der damalige Konzernleiter Marcel Rohner und der langjährige Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel.

Die Ermittlung erfolgte bisher der Hierarchieleiter aufwärts: Der Kundenberater und Whistleblower Bradley Birkenfeld verpfiff den Leiter des US-Geschäfts, Martin Liechti. Dieser nannte den Namen von Raoul Weil. Droht nun, falls Weil aussagt, der einstigen Konzernspitze doch noch Ungemach? Peter Kurer geht nicht davon aus, dass neue Fakten auftauchen. Die UBS als Firma sieht sich geschützt durch den Staatsvertrag von 2010, der zur Herausgabe von mehreren Tausend Kundendossiers führte. Schweigen oder singen, bleiben oder reisen? Die Antwort auf dem Finanzplatz wird wie immer ganz und gar eigennützig sein: Rette sich, wer kann!