Film «Das grosse Museum»: Das Eigenleben eines Museums

Nr. 37 –

Die Vitrine muss geputzt, der Boden gebohnert, die Motten in den Mottenfallen müssen gezählt, die Scherben archiviert und das Auge des ausgestopften Eisbären geflickt werden. Es gibt viel zu tun im Kunsthistorischen Museum in Wien (KHM). Der Österreicher Johannes Holzhausen gibt in seinem Dokumentarfilm «Das grosse Museum» Einblick hinter die Kulissen des 1891 eröffneten Hauses, das zu den grössten und bedeutendsten Museen der Welt gehört. Über ein Jahr hat Holzhausen, der selbst sechs Jahre Kunstgeschichte studierte, die Mitarbeitenden bei ihrem Wirken dokumentiert und sie bei den Vorbereitungen der Eröffnung der Kunstkammer begleitet.

Während die vielen Tätigkeiten verrichtet werden – von den beiden Kameramännern Joerg Burger und Attila Boa in wunderbar ruhigen Nahaufnahmen eingefangen –, versucht der kaufmännische Leiter des KHM, das Museum für den Markt fit zu machen: Wir sind dabei, wenn er in internen Sessions von «Besuchermärkten» und dem Verteilungskampf spricht, den das Museum zu führen habe. Oder wenn er einer Kuratorin mitteilt, dass er ihr das Budget kürze. Und eine Broschüre mit internen Leitlinien gibt den Mitarbeitenden vor, wie sie sich im Museum zu verhalten haben: «Wir als Mitarbeiter des Kunsthistorischen Museums sind kultiviert im Umgang mit anderen, kompetent im jeweiligen Bereich, leidenschaftlich in unserem Tun, mutig im Zugehen auf die Zukunft.» So liest ein Mitarbeiter einem anderen aus dem Heft vor und kommentiert trocken: «Ich glaube, das gilt auch für die Zahnpasta» – «oder für die Ehe», ergänzt der andere lachend.

Wenn am Ende mit viel Brimborium die Kunstkammer eröffnet wird, hat man einen vielfältigen Eindruck vom Eigenleben des KHM bekommen. Holzhausens Blick für Situationskomik macht «Das grosse Museum» zu einer äusserst unterhaltsamen Institutionsdokumentation – die dabei fast beiläufig die internen Strukturen und Machtverhältnisse aufzeigt.

Ab 11. September 2014 in den Kinos.

Das grosse Museum. Regie: Johannes Holzhausen. Österreich 2014