In Frankfurt und Zofingen: 45 Minuten lesen pro Tag

Nr. 41 –

Sie ist der Star der finnischen Literatur und hat am Dienstagabend mit ihrer Rede «Santa Claus spricht Finnisch» die Buchmesse in Frankfurt eröffnet: Sofi Oksanen. 1977 als Tochter einer Estin und eines Finnen geboren, landete sie mit «Fegefeuer» (2008, auf Deutsch 2010) einen internationalen Bestseller. Nun erscheint mit «Als die Tauben verschwanden» ihr neues Buch auf Deutsch, hat allerdings bislang unterschiedliche Reaktionen ausgelöst.

Finnland ist das diesjährige Gastland an der Buchmesse, «Finnland. Cool» lautet das Motto, unter dem sich das Land präsentiert.

Cool ist in Finnland zum Beispiel der hohe Stellenwert, den die Bücher und das Lesen haben: Gemäss Statistik vertieft sich jede Finnin und jeder Finne pro Tag 45 Minuten in ein Buch – das ist ein europaweiter Spitzenwert, der nur von Island überboten wird. Finnland verfügt über ein dichtes Bibliotheksnetz – die FinnInnen schätzen die Bibliotheken allerdings auch als öffentlichen Ort, den sie nicht nur zum Lesen besuchen.

Ausserdem träumen besonders viele Junge davon, die Literatur zu ihrem Beruf zu machen: Laut einer Umfrage unter fünfzehn- bis sechzehnjährigen SchülerInnen ist SchriftstellerIn der beliebteste Berufswunsch. Dies hat wohl auch damit zu tun, dass SchriftstellerInnen in Finnland Prominente sind: Die Boulevardpresse beschäftigt sich mit ihnen, und in Frauenzeitschriften gibt es regelmässig grössere Porträts von Autorinnen. Mehr als 210 neue Titel rund um Finnland sind nun pünktlich zur Frankfurter Buchmesse in deutschsprachigen Verlagen erschienen. Rund sechzig finnische AutorInnen kommen nach Frankfurt, um ihre Bücher zu präsentieren.

Ausserdem kommen auch einige in die Schweiz: Vom 17. bis 19. Oktober 2014 finden die Literaturtage Zofingen statt, die auch Finnland als Gastland zu Besuch haben. Die Autorin, Sängerin, Kolumnistin und Regisseurin Katja Kettu liest aus ihrem soeben auf Deutsch erschienenen Roman «Wildauge», der von der Beziehung einer finnischen Hebamme zu einem Nazioffizier während des Lapplandkriegs erzählt. «Der Tod und das Mädchen» lautet der Titel der Podiumsdiskussion mit Selja Ahava, Katja Kettu und Riikka Pulkkinen, drei Autorinnen, die alle starke Frauen als Protagonistinnen wählten, die in unterschiedlichster Form mit der Bewältigung des Lebens im Angesicht des Tods konfrontiert werden. Um die finnische Identität geht es im Podiumsgespräch «Land zwischen Ost und West» mit Johanna Holmström («Asphaltengel») und Markku Kivinen. Paul Berf, Stefan Moster und Angela Plöger unterhalten sich über Probleme des Übersetzens.

Schliesslich darf der finnische Tango nicht fehlen, denn der Tango, so behauptet der finnische Regisseur Aki Kaurismäki, der sei in Finnland erfunden worden. Die Bauern hätten mit dieser Musik Mitte des 19. Jahrhunderts die Wölfe fernhalten wollen.

Buchmesse Frankfurt: Mittwoch, 8., 
bis Sonntag, 12. Oktober 2014. www.buchmesse.ch

Literaturtage Zofingen: Freitag, 17., bis Sonntag, 
19. Oktober 2014. www.literaturtagezofingen.ch