Wichtig zu wissen: Blochers Marsch ins All

Nr. 50 –

Ruedi Widmer über die Verlockungen des Schweizer Europaausstiegs

Dem Islamischen Zentralrat bläst in der Schweiz eine starke Bise entgegen. Nun hat der Rat einen Werbefilm gedreht, der zeigt, wie man sich einen freundeidgenössischen IS vorstellen muss, der über unsere Berge stolpert und dem sich, gleichsam wie beim Langen Marsch von Mao, immer mehr Bewegte anschliessen. Alles geht ungewohnt friedlich vonstatten, ohne Bomben, Gewehrsalven und rüpelhaftes Geschrei. Da fragt man sich schon, weshalb das im Irak und in Syrien nicht funktioniert.

Der deutschsprachige Raum wird nicht nur vom Zentralrat umworben, sondern auch von Genosse Wladimir Putin, der wiederum sein Reich als Alternative zur EU anpreist. Die Linken neigen ja gemäss jüngsten Umfragen von Claude Longchamps eher zu einem IS-Beitritt, die Rechten zu einem Russlandbeitritt. Nachdem sich bereits Ungarn, Frankreich und weite Teile Deutschlands Russland angeschlossen haben, soll auch die Schweiz neutral über die Errungenschaften Russlands orientiert werden mit Informationen, die sonst regelmässig von der Nato mithilfe ukrainischer Faschisten aus den Internetleitungen herausgefischt werden.

Der neue Sender Russia Today deutsch liefert im Internet ein umfangreiches Programm, das sich mit der Verherrlichung von Putins jüngsten Leistungen, beispielsweise auf dem Gebiet der Wissenschaft, befasst.

So hat Russland 1957 den ersten Atomeisbrecher gewassert und auf den Namen Lenin getauft. Um den Aletschgletscher endlich schiffbar zu machen, wäre der Schweiz mit dieser Gerätschaft vorzüglich gedient.

Im selben Jahr hat Putin mit fünf Jahren den Satelliten Sputnik in die Umlaufbahn geworfen. Mit seinem Piep-piep-Signal schreckte er die ganze Welt auf. In der Schweiz piepts ja schon bei einigen PolitikerInnen, aber noch nicht bei allen. Sputnik könnte hier viel bringen.

Einer davon, Medienzar Christoph Blocher, verfolgt ganz andere Wege. Mit seiner Gemahlin Silvia will er Eritrea bereisen. Noch nie war ein Schweizer auf Eritrea, deshalb berichtet die ganze Weltpresse der Schweiz über die bevorstehende Eritrealandung des Altbundesrats.

Verwackelte Bilder werden uns im Januar erreichen, wenn die SVP-Landekapsel auf dem badewannenstöpselförmigen Kometen im Sternbild Afrika aufsetzt.

Christoph Blocher will mit seiner Weltraumreise beweisen, dass auch andere Menschen, insbesondere schwarze, diese physische Belastung durchaus aushalten und gefahrlos auf diesen Himmelskörper ausgeschafft werden können.

Blocher sagte gegenüber seiner «Basler Zeitung»: «Wenn man das Urtümlichste sehen will und die Tierwelt und die Natur beobachten will, dann sollte man nach Afrika gehen. Deshalb sollte man Afrika auch sich selber überlassen.»

Warum sollte das denn in der Schweiz nicht auch funktionieren, dieses «Blocher-Prinzip»? Wenn man den Islamischen Zentralrat nicht behindern würde, wäre die sich selbst überlassene Schweiz vielleicht bald muslimisch. Oder russisch. Oder es gäbe viel mehr Tiere und Pflanzen. In Blochers Garten hoch über dem Zürichsee würde der Gärtner den Rasen sich selber überlassen. Der Altbundesrat würde von Ranken umwachsen werden, zur Urtümlichkeit zurückfinden und zum versteinerten Dinosaurier werden.

Aber für die Schweiz gilt ja nicht, was für Afrika gilt. Auch ohne Ecopop.

Ruedi Widmer ist Cartoonist 
und lebt in Winterthur.