CD «Black Messiah»: Der R-’n’-B-Gott ist zurück

Nr. 2 –

Kaum jemand hatte noch damit gerechnet. Fünfzehn Jahre nach seinem letzten Album hat der R-’n’-B-Künstler D’Angelo kurz vor Weihnachten ohne jegliche Ankündigung einen neuen Song ins Netz gestellt, 48 Stunden später stand ein komplettes Album zum Download bereit: «Black Messiah». Und um es gleich vorwegzunehmen: D’Angelo hat die Erwartungen erfüllt. Und dies, obwohl sie schlicht gigantisch waren.

Mitte der neunziger Jahre hatte der damals 21-jährige Michael Eugene Archer mit seiner Kopfstimme und einer Hammondorgel auf seinem Album «Brown Sugar» dem kommerziellen, geschliffenen R ’n’ B neues Leben eingehaucht. Zum R-’n’-B-Jesus, zu dem ihn ein einflussreicher US-Musikkritiker ernannte, wurde D’Angelo mit dem Album «Voodoo» (2000): eine Fusion aus dreckigem Siebziger-Jahre-Funk, zärtlichem Soul und krudem Rap, die aber, statt in Nostalgie zu verfallen, dem R ’n’ B den Weg ins 21. Jahrhundert wies. Das Album war der nackte Wahnsinn.

Halb nackt war auch D’Angelo im Video zu seiner Hymne «Untitled», was dazu führte, dass er sich bei einem breiteren Publikum statt als talentierter Künstler als Sexsymbol ins Gedächtnis einprägte. Kurz darauf wurde es still um ihn. Es folgten Meldungen über Drogenprobleme, über eine Pöbelei mit einer Polizistin und einen schweren Autounfall. Und ab 2008 immer wieder neue Gerüchte über die baldige Veröffentlichung eines dritten Albums.

Nun ist es also da. Im Album steckt viel von «Voodoo». Doch wie D’Angelo, der inzwischen viel Jimi Hendrix und Beatles gehört haben soll, in einem Interview über seine neue Band sagte: «Es ist die lautere Band, die härtere Band … sie ist definitiv rockiger.» Und das Album, dessen Veröffentlichung wegen der Bürgerrechtsproteste in Ferguson vorgezogen wurde, ist auch politischer. «Alles, was wir wollten, war eine Chance zu reden; stattdessen wurden wir mit Kreide umrissen» («The Charade»).

Konzert: Kaufleuten Zürich, Mittwoch, 11. Februar 2015.

D’Angelo and The Vanguard: Black Messiah. RCA 2014