Gambia: Ein dilettantischer Putschversuch

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Einer hat Geld, der andere militärisches Know-how, beide sind gambischer Abstammung und leben in den USA. Mehr brauchte es anscheinend nicht, um am 30. Dezember im westafrikanischen Gambia einen Putschversuch zu starten. Ein sympathisierendes einheimisches Bataillon, das sich dem Putsch hätte anschliessen sollen, erschien allerdings nicht, sodass der Staatspalast nur mit einem Dutzend Männer angegriffen wurde. Die Palastwache verteidigte das Gebäude erfolgreich, wenn auch blutig. Die beiden Köpfe des Umsturzversuchs flohen unbeschadet zurück in die USA. Es sind der ehemalige, aus Afghanistan zurückgekehrte US-Sergeant aus Minnesota, Papa Faal, und der texanische Grossunternehmer Cherno Njie.

Tatsächlich regiert Yahya Jammeh, der 1994 selber durch einen Militärputsch an die Macht gekommen war, das Land mit eiserner Hand. Erst kürzlich hat ein Bericht der Uno massive Menschenrechtsverletzungen im winzigen Staat moniert. Laut Amnesty International verschwinden Regimegegner immer wieder spurlos, und auf «schwere Homosexualität» etwa steht lebenslange Freiheitsstrafe.

Nach dem Umsturzversuch kehrte Staatspräsident Jammeh umgehend von einer Privatreise zurück. Er bezichtigte gambische Dissidenten in den USA, Deutschland und Britannien, die von ihren Gastländern Rückendeckung erhalten hätten, und liess mehrere missliebige Widersacher festnehmen. Das US-Aussenministerium dementierte jegliche Beteiligung am Komplott. Pasamba Jow, ein Menschenrechtler und Mitglied der Democratic Union of Gambian Activists in den USA, verteidigte einen Putsch als einzigen möglichen Weg, die Demokratie nach Gambia zu bringen.

Cherno Njie und Papa Faal wurden verhaftet, kaum waren sie wieder in den USA – und gestanden alles. Sie hätten den Neutrality Act verletzt, heisst es in einer Stellungnahme der Regierung. Dieses Gesetz verbietet es, mit Waffengewalt gegen Staaten vorzugehen, mit denen die USA im Frieden stehen. Menschenrechtler Pasamba Jow bezeichnet die beiden indes als «wahre Patrioten».