«Blühende Geschäfte»: Dann doch lieber Rosen
Ein Strauss Tulpen aus den Niederlanden kostet zurzeit weniger als neun Franken. Der Rosenstrauss stammt aus Äthiopien, Kenia oder Ecuador und ist für noch weniger zu haben. Soll man überhaupt noch Blumen und Zierpflanzen kaufen? Silke Peters geht in ihrem Buch «Blühende Geschäfte» dieser Frage nach.
Weltweit wurden 2014 Blumen und Zierpflanzen mit einem Wert von 28 Milliarden Euro produziert – ab Hof, ohne Handel. Eine Farm in Kenia erhält von den HändlerInnen fünfzehn Cent pro Rose. Da muss man scharf kalkulieren: «Arbeitskosten und Verpackung schlagen mit je zwei Cent zu Buche. Pflanzenschutzmittel, Dünger und Energie kosten je einen Cent pro Stiel. Der mit Abstand grösste Posten mit fünf Cent beziehungsweise 32 Prozent an den Gesamtkosten ist der Transport.»
Ein Boykott der Blumenindustrie ist laut Peters nicht die Lösung. Es kann umweltfreundlicher sein, eine Blume in Kenia oder Äthiopien zu ziehen als in Europa in einem beheizten Gewächshaus. Und wenn eine Farm gut geführt ist, bringt sie der Bevölkerung ein Einkommen und Infrastruktur. Peters stellt auch fest, dass die Blumenwirtschaft alleweil besser sei als jegliche andere landwirtschaftliche Monokultur wie Mais oder Soja – weil da kaum Arbeitsplätze entstehen und mit noch mehr Pestiziden gearbeitet wird.
Ein höchst lesenswertes Buch, das zeigt, wie irr die globalisierte Blumenwelt ist. Der einzige Trost: Fairtrade- und Biolabels bringen in diesem Business viel. Auch wenn nur ein kleiner Teil der fair produzierten Blumen als fair verkauft werden kann, setzen die Labels die gesamte Branche unter Druck, sukzessive sauberer und gerechter zu produzieren. Noch besser wäre es, nationale und internationale Vorgaben einzuführen, die «die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards auch für Importprodukte verbindlich festlegen», schreibt Peters.
Silke Peters: Blühende Geschäfte. Der weltweite Handel mit der Blume. Oekom Verlag. München 2015. 224 Seiten. Fr. 24.90